Angela Merkel:   Nach ihr die Sintflut ?

Einblick ins Politische

 

Das Mädchen Angela wollte nicht Pfarrerin werden. Lieber ihr Leben erleben. Also studierte sie etwas Handfestes, Maschinenbau. Was ihr dann interessante Moskau-Reisen und schlüsselbedeutungsvolle russische Sprachkenntnisse einbrachte. Sowie etwas Einblick ins Politische. Dieses ohne jemals vom Politischen – seinerzeit vom sozialistischen Politischen – vereinnahmt zu werden.

 

Steigflug zur gesamtdeutschen Ministerin

 

1989 verfügte Angela Merkel immerhin über so viel Einblick, ohne selbst im Focus zu stehen, daß der letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar Demaiziere, der selbst über keinen entsprechenden und zweckmäßigen Einblick verfügte, sie sogleich in sein Regierungsteam aufnahm. Und ab da erlebte sie sodann, im Osten als Rußland-Versteherin, im Westen als entsprechend unbelastet gewertet, in einer gerade sehr lebendigen Zeit ziemlich viel Leben. Und dieses Leben genoß sie. Und als der nach 1990 gesamtdeutsche Kanzler Kohl sowohl jemanden mit Osterfahrung als auch ein „Mädchen“ für seine Regierung benötigte, stieg Merkel schon 1991, im Steigflug also, zur gesamtdeutschen Bundesministerin auf.

 

Platz gemacht für die Bundeskanzlerin

 

Bald als Nachfolgerin des zuvor allgemein als kompetent anerkannten Klaus Töpfer jetzt weltweit als Umweltministerin unterwegs, erfreute sich Angela Merkel, für jedermann sichtbar, nun immer mehr ihres lebendigen Lebens, während ihr Umfeld, darunter respektable politische Mitbewerber-Persönlichkeiten, so sehr über die an ihm Vorbeisausende staunte, daß man in Zukunft nur noch für sie „Platz machte“. - 2005 wurde sie  – ohne wirklichen Gegenkandidaten aus ihrer Partei – zur deutschen Bundeskanzlerin gewählt.

 

Bussi und Kopfschütteln für eine fernsehbekannte „Klementine“

 

Als Bundeskanzlerin nun, von 2005 bis heute, ist Angela Merkel weltweit akzeptiert, das heißt, positiv angenommen, bewundert bis geliebt worden. Von überraschten männlichen ausländischen Politikern „als starke Frau“ – Bussi für Angela hier und dort -, von den Medien, kopfschüttelnd, wegen ihrer Kometenhaftigkeit und dabei Gelassenheit, mit der sie offensichtlich nichts Bedeutendes tat, nichts Innovatives kreativ steuerte, selten etwas entschied, eigentlich nie wirklich angestrengt, gar abgearbeitet wirkte, und vom Volk als „Mutti“. Als Mutti, die jedenfalls niemals vermeidbares Schlimmes verbockte, nie Angst vor Überraschungen aufkommen ließ und dabei immer aufmunternd „gut drauf“ war. Selbst Zukurzgekommene mokierten sich über sie allenfalls so wie über „zu wenig Taschengeld“. In der deutschen Öffentlichkeit erlebte man die Bundeskanzlerin wie früher einmal die resolute aber beliebte „Frau Klementine“ der TV-Waschmittelwerbung.

 

Wenn’s am Schönsten war, wollte sie dann aufhören ?

 

Nachdenkliche Beobachter begannen also vor einem Jahr, darüber nachzudenken, wann Merkel wohl – auf dem Gipfel ihrer Beliebtheit angekommen - zurücktreten oder das präsidiale Amt eines Bundespräsidenten antreten würde. Nach dem Motto: „Wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören !“ - „Am schönsten“ war es für sie vielleicht zu dem Zeitpunkt, als „die mächtigste Frau der Welt“ „die Griechen“ in die Knie gezwungen und zur Beruhigung der deutschen Besorgten die deutsche Euro-Politik durchgesetzt hatte, dabei einen Jens Weidmann und einen Wolfgang Schäuble an ihrer Seite. Jetzt schien eine günstige Gelegenheit nahe zu sein. Denn Merkel liebt das angenehm aufregende Leben, nicht den aufregend aufreibenden Kampf. – Doch Merkel blieb. Weil sie noch bleiben oder sich nicht verändern mochte ? Jedenfalls auch, weil man sie zu bleiben bat, da sie für ihr interessiertes Umfeld für die überschaubare Zukunft unentbehrlich war.

 

Die Zukunft brachte Millionen Zuwanderer

 

Aber die Zukunft kam anders daher als erwartet. Sie brachte über eine Million Zuwanderer nach Deutschland. Zuwanderer mit oft mehr, aber oft auch weniger zwingenden Fluchtgründen (Gefahren für Leib und Leben) oder mit durchaus unbedingt nachvollziehbaren Wohlstandswandergründen (Mangelnde Hoffnung auf eine gerechte Zukunftsperspektive). Und diese Millionen kamen übers Meer und über die sogenannte Balkanroute und wollten in einem Land Sicherheit finden beziehungsweise „ihr Glück machen“, das selbst Millionen Erwerbsarbeitslose und Millionen ausgewiesene oft große Not leidende Arme zu versorgen hat. - Woran Angela Merkel zwar keineswegs schuld war, was zweifelsohne aber darauf zurückgeführt werden muß, daß sie als Politikerin über kaum wirtschaftspolitische Kompetenz verfügt, die zur Schaffung und Erhaltung einer hinreichend erfolgreichen Konjunktur in Deutschland erforderlich ist. - Und die Zuwanderer drängten nach Deutschland mit größtem persönlichem Risikoeinsatz und mit kampfkräftiger Entschlossenheit.

 

Merkel vermied es aus humanen und intelligenten Gründen,

sich den Zuwanderern mit Gewalt entgegenzustellen

 

Als die Bundeskanzlerin, der zuvor Politiker, Presse und Publikum vorgeworfen hatten, zu wenig Autorität zu zeigen, jetzt, in einer relativ einsamen Entscheidung, Hunderttausenden anrückender Zuwanderer die deutsche Grenze relativ weit öffnete, die Zuwanderer, höflich gemeint, „willkommen“ hieß; Zuwanderer, Frauen, Kinder, die man nur mit brutalster Waffengewalt und damit zum Entsetzen der Weltöffentlichkeit hätte aufhalten können, als Merkel jetzt eine absolut humane und intelligente Entscheidung traf, da brach in Deutschland ein wilder beziehungsweise nur kosmetisch versteckter Sturm der angstgesteuerten Entrüstung aus. „Fünf Millionen Erwerbslose, Hartz-IV-Almosen, Kinderarmut, Strukturschwächen da und dort in Deutschland ! Und nun Millionen Zuwanderer, zu Lasten der deutschen öffentlichen Haushalte und Sozialkassen ! Zuwanderer, die unmöglich wenigstens mittelfristig zu integrieren sein werden ! Wirtschaftlich nicht, sozial nicht, kulturell nicht !“. So wurde kritisiert. Entsprechend wurde gegen die zuvor beliebte Kanzlerin nicht nur auf breiter Basis scharf protestiert, sondern wurde diese peinlich oft wüst beschimpft, erschreckend bedroht. Und immer mehr zuvor treu an ihr interessierte Gefolgsleute entfernten sich immer weiter „von der Fahne“, immer mehr Meinungsbefragte „kannten diese Frau“ auf einmal nicht – mehr. – Und seitdem nun ist für Angela Merkel der Zeitpunkt verpaßt, sich berühmt und befriedigt zur Ruhe zu setzen. – Wird sie da jetzt stattdessen fliehen, die Brocken hinwerfen ? Wegen der Vorwürfe, wegen des Stresses, wegen des Dilemmas des Unlösbaren ? Aus einem Dilemma fliehen, für das jedenfalls sie kein Lösungskonzept zur Verfügung zu haben scheint ?

 

Merkels Innere Stimme  oder  Nach ihr die Sintflut ?

 

Nein, Ruhestand geht jetzt nicht mehr. – Und eine Flucht würde eine zweifache Katastrophe verursachen: Einmal eine für Merkel persönliche: Gescheitert, verraten, um ein Recht zu einem Altersstand mit befriedigtem Blick zurück gebracht, würde sie sich fühlen, dabei von Gegnern und ehemaligen Anhängern mit Häme beziehungsweise Mitleid verabschiedet.

 

Auf die zweite Katastrophe könnte Merkel ihre innere Stimme hinweisen. - Oder hört sie sie vielleicht bereits und hält sie deshalb durch ? Trotz der gewaltigen Bedrohung, vor der Deutschland steht, und der persönlichen Anfeindungen, die sie lähmen könnten ? - Ahnt sie, fürchtet sie, daß nach ihr die „Sintflut“, das Chaos zu kommen droht ? Gegebenenfalls zwangsläufig kommen muß, da durch Merkels persönlichen Sturz nicht das sachliche Problem für Deutschland gelöst wäre ?

 

Und sieht sie, dann durchaus nüchtern, daß weit und breit in Deutschland kein sachlich und persönlich besser als sie geeigneter Steuermann, erst recht keine Steuerfrau, zu sehen ist, der oder die das „sinkende Schiff“ statt ihrer – gerade noch - vor einem „Untergang“ bewahren könnte ?

 

Schätzt Angela Merkel die derzeitige Sachlage so ein, ohne ihre persönliche Kompetenz zu überschätzen, daß, explizit weil ihre politische Entscheidung das Problem der Zuwanderung der Millionen human gelöst hat, sie, Merkel, jetzt „bleiben“ muß, da sie jetzt am ehesten prädestiniert ist, auch das Problem einer der notwendigen und zahlreichen Wiederrückwanderung beziehungsweise eines teilweisen Hierverbleibens zu bewältigen ?

 

Wo doch nur ihr, Merkel, die Zuwanderer und die Weltöffentlichkeit vertrauen können, wenn sie Rückwanderer in deren Heimat irgendwie zurückbegleiten möchte. Wenn sie verspricht und anfängt, nach einem konkreten Programm, daran mitzuarbeiten, die fernen Heimatländer zu Heimatländern mit Frieden, Wohlstand und Zukunft neu zu gestalten. Was politisch möglich ist !

 

Und Merkel– als tatsächlich sozial fühlender Mensch - vielleicht am ehesten in der Lage ist, eine andere, neue deutsche Wirtschaftspolitik zu erkennen und dann durchzusetzen, durch die Deutschland dann in den Stand versetzt wird, Neubürger wirtschaftlich und sozial voll zu integrieren. Ohne daß „Einheimische“ Schaden zu nehmen befürchten müssen. – Es gibt diese Politik !

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