Wenn man sich auf deutscher Seite erfolgreich darum bemühen will, daß die USA auf die sogenannten Freihandelslabkommen TTIP und Ceta verzichten, muß man selbst zweckmäßiger- und fairerweise darauf verzichten, den USA zu aggressive oder gar markträuberische Motive für ihre entsprechende Forderung zu unterstellen. Die USA fühlen sich nämlich tatsächlich auf jenen Freihandel, den sie im Auge haben, existentiell angewiesen, benötigen ihn dringend aus einer eigenen Notlage heraus.
Denn der sozioökonomische Standard, auf dem der Durchschnittsamerikaner derzeit leben muß, liegt beträchtlich unter dem des Durchschnittseuropäers. Viele Millionen Amerikaner sind quasi arbeitslos und leben dementsprechend in großer Armut.
Diese Menschen sind zwangsläufig arbeitslos, weil die Menge Sozialprodukt, die sie erarbeiten könnten, auf dem amerikanischen Markt nicht absetzbar ist. Und dies nicht etwa, weil es in den USA an Bedarf mangelt, vielmehr weil es dort an Kaufkraft, an kaufaktivem Geld fehlt. Tatsächlich ist die in den USA zur Verfügung stehende Geldmenge, die Kaufkraft, die doch das erstellbare und von den Menschen benötigte Sozialprodukt auch kaufen muß, an der Größe des Landes gemessen, derzeit lähmend gering.
Und deshalb meinen die Amerikaner, unbedingt möglichst viel Güter exportieren zu müssen, wenn sie mit dem Ergebnis ihrer Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen wollen. Und deshalb dann wollen sie jedes Hemmnis, das ihrem Exportbemühen im Wege steht, aus dem Weg räumen, meinen, es notwendig zu müssen. Mit Hilfe von TTIP beziehungsweise von Ceta. Das von den USA geforderte Abkommen soll diesen Weg möglichst für alle Zeiten freihalten. – Wobei es den Amerikanern im Prinzip keineswegs darum geht, unbedingt bestimmte, gegebenenfalls in einem Empfängerland abgelehnte Güter zu verkaufen, sondern nur darum, überhaupt mehr Güter insgesamt verkaufen zu können.
An dieser Stelle: Das große amerikanische Interesse am Exportieren entspricht dem Deutschlands. Auch der „Exportweltmeister“ Deutschland wähnt sich weitgehend auf den Export angewiesen, von diesem abhängig, und fördert diesen auch - auf deutsche Weise – „dynamisch“.
Die Abhängigkeit einer Produktionswirtschaft und damit des zugehörigen Arbeitsmarktes vom Export wird in einem Land jedoch in dem Maße geringer - und dann auch das Interesse an einem gefährlich exzessiv betriebenen „Freihandel“ Marke TTIP/Ceta, wie die zuständige Notenbank der Käuferseite ihres Binnenmarktes ausreichend viel Geld zum Erwerb der möglichen Produktion zur Verfügung stellt, also eine nachfrageorientierte Geldpolitik praktiziert.
Für die USA bedeutet das ?
Wie kann den USA geholfen werden, auf TTIP und Ceta zu verzichten ?
1) Die USA dürfen ihre Zentrale Notenbank, die FED nicht mehr als Bank verstehen sondern als staatliche Behörde für die ausreichende Geldversorgung ihres Binnenmarktes.
2) Diese Behörde, dem Wirtschaftsministerium unterstellt, führt dem Geldkreislauf fortan sukzessive so lange zusätzliches Geld zu, bis alle Menschen des Landes so viel Erwerbsarbeit leisten können, also einen zumutbaren Arbeitsplatz finden, wie sie es mögen, weil nun das gesamte Ergebnis ihrer Arbeitsleistung auf dem Markt absetzbar ist. Jetzt reicht der Absatz auf dem Binnenmarkt grundsätzlich, um Arbeit und damit Wohlstand - gerecht für alle - zu schaffen und zu sichern. Jetzt sind Maßnahmen wie TTIP und Ceta überflüssig.
3) Die laufende Geldmengenvergrößerung wird nicht an Geschäftsbanken oder andere Wirtschaftsunternehmen geleitet, in Form von Krediten etwa, sondern direkt an die Konsumentenseite des Marktes gezahlt, damit diese mit dem zusätzlichen Geld in eigener Entscheidung Nachfrage üben, also vermehrten Absatz ermöglichen kann.
Um Mißverständnisse auszuschließen: Bei diesen Zahlungen handelt es sich nicht um jenes sogenannte „Grundeinkommen“, über das seit einiger Zeit diskutiert wird. Jeder Empfänger dieser „Konjunkturspritzen“ muß selbstverständlich über diese Zuflüsse hinaus durch eigene Leistungen „sein Geld“ verdienen.
4) Die hier beschriebene progressive Geldmengenpolitik wird niemals zu einer Geldwertminderung, Inflation führen. Das Güterangebot wird immer entsprechend mitsteigen; seine wünschenswerte Vergrößerung wird ja geradezu durch die Geldmengenvergrößerung erst hervorgerufen, erst durch diese ermöglicht.
5) Ein Geldsystem arbeitet für die Gesamtbevölkerung ihres Einzugsgebietes im Prinzip immer so viel weniger erfolgreich, weniger wohltuend, je größer das Einzugsgebiet ist. Deshalb sieht es in den USA, in Rußland und Teilen Euro-Europas entsprechend schlecht aus; in kleineren Währungsgebieten dagegen, wenn andere Fehlerkräfte nicht schaden, meist besser.
Demzufolge wäre es empfehlenswert, daß die vorerwähnte „US-Behörde für die ausreichende Geldversorgung des Binnenmarktes“ zukünftige zusätzliche Geldemittierungen in der Form von unterschiedlich gestalteten, aber mit dem US-$ gleichwertigen regionalen Zweitwährungen in Umlauf brächte. Denkbar etwa als „Süd-Dollar“, „West-Dollar“, „Ost-Dollar“ und „Nord-Dollar“. Eine solche Maßnahme würde derzeit extrem unterentwickelten US-Staaten zusätzlich aufhelfen, weil jetzt „ihre regionale Währung“ weniger dazu neigt, vornehmlich von „arm“ nach „reich“ wegzufließen und so „Arm“ immer mehr auszutrocknen und ärmer werden zu lassen.