Beispiel einer Finanzkrise:                                  Die „Griechische Krankheit“

 

a)       Nicht typisch griechisch

b)       Keineswegs ansteckend

c)       „Griechische Krankheit“ –

          keine Auswirkungen auf Gesundheit des Euro

d)       Falsche Therapien können gefährliche Wirkungen haben

e)       Kredite sind nicht Schulden sondern Fremdkapital

f)        Die Geschichte der „Griechischen Krankheit“

g)       Das allgemeingefährliche Helfersyndrom

h)       Die „Doktors Eisenbart“

i)        Die wirkliche Hilfe für Griechenland - durch Selbsthilfe

j)        Fazit

 

 

a) Nicht typisch griechisch

Das hier „Griechische Krankheit“ genannte Phänomen, gemeinte ist das Leiden an Staatsschulden und ihren Folgen, ist keine typisch griechische Krankheit. Die „Krankheit“ kann jedes Land der Erde heimsuchen. Ob es absolut reich oder arm, groß oder klein, marktwirtschaftlich oder planwirtschaftlich organisiert ist, von einem demokratisch gewählten Präsidenten oder von einem Putschgeneral regiert wird, ob es ein modernes oder ein traditionsbestimmtes Land ist, ob seine Währung auf Euro, Dollar, Rubel, Yen, Krone, Gulden oder Taler lautet. Selbst Deutschland kann irgendwann „Griechenland“ werden, wenn es auch heute so aussieht, als würde unser Land eher an der Vorsorge gegen die Krankheit als an der Krankheit selbst zu leiden bekommen oder in einen entsprechenden abträglichen Ruf geraten.

 

b) Keineswegs ansteckend

Die Griechische Krankheit ist auch keinesfalls irgendwie ansteckend. Nicht aus sich heraus. Wenn die Krankheit ein einzelnes Land in Aufregung, Schwierigkeiten, in Not und Wut stürzt, um seinen guten Leumund bringt, können sehr wohl zur selben Zeit alle anderen Länder ringsum in dem hier gemeinten Sinn vor Gesundheit strotzen. Und umgekehrt kann ein einziges Land sehr wohl diesbezüglich völlig beschwerdefrei sein und bleiben, während alle Nachbarländer dahinsiechen oder im Fieber stöhnen.

Zwar kann ein Land die Krankheit eines anderen gewissermaßen nachahmen, dann aber immer letztlich freiwillig, in dem es die gleichen Fehler macht wie der Nachbar, entsprechende Unzulänglichkeiten auch bei sich zuläßt oder auch eventuell die Chance sucht, wie der Nachbar Nutzen aus der Krankheit zu ziehen. Wenn ein Patient für ein „blaues Veilchen“ unter seinem Auge eine Millionen Schmerzensgeld vergütet bekommen kann, mögen durchaus manche Pragmatiker auf die Idee kommen, sich – je nach Kassenlage, dann und wann - als Boxer verprügeln zu lassen.

Von der „Griechischen Krankheit“ unabdingbar heimgesucht wie von einer Höheren Gewalt, gleich der grenzüberschreitenden Erderwärmung oder der Schweinepest, wird aber niemals ein Land dieser Erde. – Wer diese Feststellung bestreitet, durchschaut entweder die entsprechenden Abläufe nicht oder er beabsichtigt, mit seiner Falschverlautbarung eine Therapie zum Einsatz zu bringen, die speziell ihm Nutzen und Vorteil bringen soll.

 

Auch ist es keinesfalls zwangsläufig, daß irgendein Geschäftspartner außerhalb eines „Griechenlands“, eine Bank etwa oder ein Nachbarstaat, eine staatliche Notenbank, Schaden nehmen muß, wenn dort „griechische Verhältnisse“ ausgebrochen sind. Ein Leihgeber, um was für einen es sich auch immer handelt, muß – die Betonung liegt auf: muß – nie und nimmer Schaden nehmen, wenn sein Leihnehmer mit dem Leihgut oder sonst wie schlecht wirtschaftet. Er konnte seinen Kredit immer hinreichend absichern lassen. Das mußte er sogar, wenn er ein solider Kaufmann sein wollte. Ein Kreditgeschäft darf ja nicht wie ein Lotteriespiel geführt werden, bei dem man sein Vermögen in ein Spiel einbringt, ohne auch nur Freilose (die stünden dann für so etwas wie Tilgung), geschweige denn Gewinne (Zinsrenditen) garantiert zu bekommen.

Ein Leihnehmer kann nur unabdingbar auf seinen Forderungen „sitzen bleiben“, wenn ein tatsächliches und außerordentlich gewaltiges Naturereignis, so verstanden: eine Höhere Gewalt, sowohl den Schuldner als auch dessen seriöse Versicherung in die absolute und vielleicht dauerhafte Zahlungsunfähigkeit treiben würde.

 

c) „Griechische Krankheit“ –  Keine Auswirkung auf Gesundheit des Euro

Wir sagten es schon: Der Euro kann – theoretisch – immer an einer Wertschwindsucht erkranken, vulgo an einer Inflation. Als irgendwie zwangsläufig jedoch muß man eine solche Inflation des Euro jedenfalls derzeit unter keinen Umständen in Betracht ziehen. Wir hatten seit seiner Einführung keine Euro-Inflation, wir haben sie jetzt nicht und es gibt auf keine ernstzunehmenden Signale, sie stünde uns ins Haus. Zur Erinnerung: Zu einer Inflation, zu einer Geldwertminderung kommt es nur, wenn innerhalb eines Währungswirkungsgebietes alles kaufaktive Geld in seiner Gesamtmenge so sehr oder so schnell vergrößert wird, daß das sich ihr zum Kauf anbietende Güterangebot – aus produktionstechnischen und/oder Ressourcengründen – nicht parallel laufend mitwachsen kann. Zu einer solchen Entwicklung kann es im Euro-Raum unter redlich gehaltenen Bedingungen im Verlauf der überschaubaren Zukunft nicht kommen. Das Güterangebot – bestehend aus Sachgütern und ideellen Gütern – kann – und sollte übrigens auch – noch lange, lange Zeit wachsen, weil die Angebotsvoraussetzungen dies ermöglichen und weil entsprechender Bedarf – intelligenter Bedarf – geradezu drängt.

 

Auch ob Griechenland oder sonst ein Land im Euro-Raum geringe oder hohe Schulden hat, ob man in allen Fällen mit einer planmäßigen Bedienung der Schulden rechnen kann, ob die Zinsen niedrig sind oder hoch, ob ein Kreditgeber sein Geld verliert – das dann der Leihnehmer oder dessen Geschäftspartner in nämlicher Höhe „gewinnt“ -, beeinträchtigt den Euro aber ganz und gar nicht. Es handelt sich bei allen Konstellationen immer um das gleiche Geld und – im Normalfall jedenfalls - die gleiche Summe von demselben. Es wird – jedenfalls im direkten Zuge der Transaktionen - nicht weniger und selbstverständlich auch nicht mehr. Es ist also geboten, die Schulden Griechenlands oder anderer Schuldenländer nicht weiter in kausaler Beziehung zum Wert des Euro, zu seiner Sicherheit zu sehen. Das schafft nur Verwirrung und am Ende dann wirklichen Schaden.

 

d) Falsche Therapien können gefährliche Wirkungen haben

Nicht daß die Schulden Griechenlands oder anderer „Schuldenländer“ an sich dafür ursächlich wären, überhaupt nicht, weil ganz allgemein Schulden eine Währung – unmittelbar – schädigen, gefährden oder gar ruinieren. Zwei „ärztliche Kunstfehler“ allerdings können eine mehr oder weniger schlimme „Katastrophe“ zur Folge haben:

 

da) Einmal wenn eine Zentrale Notenbank, das ist in Euro-Europa die Europäische Zentralbank zusammen mit ihren Filialen, den nationalen Notenbank, in Deutschland der Deutschen Bundesbank, zwecks Alimentierung von Schuldenländern extrem viel neues, zusätzliches Geld ausgibt (fachlich bezeichnet: „schöpft, umgangssprachlich „druckt“), sei es, indem die Notenbank direkt Staatsschuldpapiere gegen zusätzlich ausgegebenes Geld kauft oder Geschäftsbanken Staatsschuldverschreibung annehmen und mit Krediten bezahlen, die sie sich dann von der staatlichen Notenbank in der Form von diesem neu emittiertem Geld zurückholen. Im Falle solcher Gegebenheiten könnte das Verhältnis zwischen ausgegebener Geldmenge und möglichem Güterangebot so wertmindernd für den Euro ausfallen, daß man von einer Inflation zu reden hätte. Realistisch ist eine solche Erwartung aber ganz und gar nicht. Da müßte die Notenbank schon so viel Geld „drucken“, daß sie damit die Menschen fast eines ganzen Staatsvolkes zu Nominalmillionären machte. So viel Güterangebot wäre dann wohl nicht bereit zu schaffen, der Euro würde an Schwindsucht zugrunde gehen. – Es sei hier beruhigend gesagt, daß die zusätzlich geschöpften Geldmengen, die bisher in „Hilfsaktionen“, für welches Schuldenland auch immer, geflossen sind, den Wert des Euro absolut nicht gemindert haben. Das Geldmehr wurde immer durch ein Gütermehr aufgewogen.

 

db) Die zweite theoretische Gefahr: Schuldenländer, zu denen in diesem Zusammenhang sehr wohl auch Deutschland gezählt werden müßte, gerade Deutschland, könnten sich ihrer beachtlich zu nennenden nominalen Staatsschulden durch eine bewußte Dezimierung des Währungsrealwertes zu entledigen trachten. Das hat Deutschland ja zwischen 1921 und 1923 schon einmal getan. Damals haben sich die Verantwortlichen einwandfrei des Verbrechens eines Raubes an, einer Vernichtung von Sparvermögen der Bürger schuldig gemacht. Zu so einer Schandtat würde heute wohl kein Politiker mehr den Übermut haben; abgesehen davon, daß eine entsprechende gewollte Inflationspolitik ja nicht nur zwar die Schulden des Initiativlandes „tilgen“ würde, sondern auch die Sparvermögen aller Menschen in den anderen Staaten vernichten. So etwas ist heute im großen mehrstaatlichen Euroland also nicht mehr zu machen.

 

e) Kredite sind nicht Schulden – sondern Fremdkapital

Hier eine Klarstellung: Wenn man einem sonst Verhungernden Geld für sein Überlebensbrot „leiht“, gewährt man eigentlich keinen Kredit sondern rettet aktuell ein Leben. Der Hilfsbedürftige sollte Schuldner genannt werden, er hat eigentlich einen moralischen Rechtsanspruch, einen Naturrechtsanspruch, daß ihm bedingungslos, ohne Rückzahlungsverpflichtung gegeben wird.

Allerdings: Auch der Investmentkreditnehmer ist eigentlich kein Schuldner, er beteiligt vielmehr lediglich – vielleicht neben sich als Eigenkapitalgeber – einen Fremdkapitalteilhaber. Dabei tut er dem Kapitalgeber genau so viel Gutes, wie er von diesem Gutes empfängt. Abgesehen davon, daß er den Kapitalgeber an dem Nutzen beteiligt, den er nun durch den Einsatz des Fremdkapitals erwirtschaften kann, er zahlt Zinsen; außerdem – und das ist eminent wichtig – bewahrt er eigentlich das Vermögen des Leihgebers auf. Das kann der Leihgeber letztlich nicht für sich selbst tun. Würde er sein Spargeld bei sich im Tresor für spätere Zeiten bewahren wollen, könnte er zwar zu dieser späteren Zeit sein Geld herausheben, um mit diesem kaufen zu wollen; es hätte dann aber kein Mensch die Güter(menge) produziert, die der Sparer jetzt erwerben möchte, da zu der entsprechenden Leistung jemand nur dann Grund gehabt hätte – sehen wir von einer wohltätigen Absicht einmal ab -, wenn er hätte arbeiten müssen, um Geld zu verdienen, seine „Schulden“ zurückzahlen zu können.

Wir müssen uns also davor hüten, Kapital“geber“ als großzügige Wohltäter und Kreditnehmer als nassauernde Schuldner zu verstehen. Wenn also einmal kein Mensch mehr Geld leihen wollte, stünde es schlecht um den Fortbestand der Menschheit. Die letzten Sparer wurden verhungern und verdursten, weit und breit nichts Genießbares für sie im Angebot; aber sie hielten noch bis zuletzt – gegebenenfalls viel – nutzloses - Geld in den Händen.

 

f) Die Geschichte der „Griechischen Krankheit“

Das Staatsunternehmen Griechenland mochte im Laufe der Jahre mehr Geld ausgeben, als es als Steuern, Gebühren oder Verkaufserlöse einzunehmen erwarten konnte. Deshalb lieh man sich zusätzliches Geld. Dieses Vorgehen war normal; entsprechend verfahren so gut wie alle Staaten der Erde und auch unabhängige Wirtschaftsunternehmen. Man investiert Fremdkapital. Die entsprechende Politik ist selbstverständlich auch vernünftig. Einmal verwertet man auf diese Weise Kaufkraft, die deren Eigentümer aktuell nicht einsetzen mögen sondern vielleicht später – wo sollte das Geld aber in der Zwischenzeit sinnvoll bleiben, wenn es nicht, mehr oder weniger lange aus dem Verkehr gezogen, wirtschaftsschädlich gehortet werden soll -, zum anderen muß man nicht mit Anschaffungen so lange warten, bis man die erforderlichen Beträge selbst angesammelt hat. In einem solchen Fall muß man zudem ja selbst sparen; aber wer soll das Sparvermögen leihen, wenn niemand leihen will, weil Schulden machen als verpönt gilt? – Auch wenn ein privater Investor gewünschte Vorhaben mit seinen Mitteln verwirklicht, muß der Nutzer der Vorhaben diese immer über Gebühren bezahlen – die den Zinsen entsprechen, die dann der Staat als Leihnehmer und Investor über Steuern bei seinen Bürgern zu kassieren genötigt wäre. Ein Null-Summen-Spiel also. Übrigens: Auch ein Bäcker handelte nicht vernünftig, wenn er mit der Anschaffung eines erforderlichen zweiten Backofens so lange wartete, bis er die Anschaffungskosten Brötchen für Brötchen zusammengespart hätte. Während der Wartezeit könnte er seine Kunden nur unzureichend versorgen.

 

Unser „Schuldenstaat“ Griechenland, der eigentlich nur Fremdkapital neben dem eigenen einzusetzen beabsichtigte, lieh sich Geld bei in- und ausländischen Banken und bestätigte seine Verpflichtungen dem Leihgeber gegenüber, indem er ihm Staatsschuldverschreibungen übereignete. Die wiesen die Laufzeit der „Beteiligung“ und deren Preis, den Zinssatz, aus. Im Lauf der Zeit traten so eine mehr oder weniger große Zahl von „Schuldscheinen“ mit verschiedensten Fristen und Kosten in Aktion, und das bei gegebenenfalls verschiedensten Investitionsbanken. Die Banken sammelten sich die Investitionssummen bei ihren Einlegerkunden oder sie liehen sich das Geld bei einer staatlichen Notenbank aus, bei der sie die Staatsschuldverschreibungen als Sicherheit hinterlegten.

 

An eine relevante Reduzierung der Schulden genannte Fremdbeteiligung dachte vor rund zwei Jahren in Griechenland kaum jemand. Warum sollte er auch? Fremdbeteiligungen sind, deshalb „Beteiligungen“, zumeist auf im Prinzip unbegrenzte Laufzeiten angelegt, also auf so gut wie „ewig“. So denken dann auch Staaten; in Deutschland glaubt kein ernstzunehmender Verantwortlicher, daß unser Land seine „Schulden“ jemals wieder auf – wenigstens nahe – Null bringen wird. Warum sollte es auch? Sicher hält man im Auge, daß Tranchen getilgt werden müssen; aber immer geht man auch davon aus, daß sie – ebenso sicher - durch neue ersetzt, abgelöst werden dürften. Selbst wenn sich ein durch eine Tranche finanziertes Objekt amortisiert haben sollte, so reicht die Phantasie der Menschen immer aus, sich weitere neue Anschlussprojekte auszudenken und sich vorzunehmen. Und auch die Kapital gebende Wirtschaft, die Banken also, sind gar nicht an einer Rückzahlung ihrer Außenstände – in der Summe – interessiert. Es gibt immer genügend Investitionskapital; gegebenenfalls muß nur der Zins angehoben – oder auch gesenkt - werden. Wie würde der Kapitalmarkt auch reagieren, wenn dermal einst nennenswerte Kapitalströme zurückflössen? Bringen die Banken ihre Kundeneinlagen dann den Sparern zurück? Oder sollte man das Geld im Fall des Falles an die Notenbank zurückreichen, auf daß diese die entsprechende Geldmenge – wie es heißt – vernichtet, die entsprechende Kaufkraft so dem Kreislauf des Marktes entzieht? Würden alle „Schulden“ bei Notenbanken einmal zurücküberwiesen, würde die Wirtschaft in einer Deflation verdorren, würde wegen Kaufkraftmangels, Absatzmangels eine Rezession bisher unbekannten Ausmaßes, demzufolge Not und Elend wie nie zuvor, seit dem es die arbeitsteilige, geldabhängige Wirtschaft gibt, platzgreifen. Ein entsetzlicher Gedanke !

Das Fremdkapital hätte also auf ewig in Griechenland wirtschaften können. Leihkapital – als Summe im Markt - ist im Prinzip nicht dazu da, zurückgezahlt zu werden sondern dauerhaft zu „arbeiten“ und dabei Zinsen zu bringen.

 

An dieser Stelle die Beschreibung eines Nebenaspektes:

Für seine gegen Übertragung von Staatsschuldverschreibungen eingeräumten Kredite muß Griechenland Zinsen zahlen. Die Zinssätze sind in der Regel fest vereinbart für die gesamte Kreditlaufzeit. Steigt während der Kreditlaufzeit der allgemeine Marktzins, dann verlangt die Kapitalwirtschaft im Zuge einer Prolongierung eines Kredites eine Zinserhöhung. Die bedeutet für den Schuldner eine Lastenerhöhung. Will der Gläubiger vor Ablauf der Laufzeit früher über sein Kapital verfügen, versucht er, die Schuldverschreibung, seine Forderung an einen anderen Kapitalgeber zu verkaufen. Wenn zu diesem Zeitpunkt der allgemeine Marktzins gestiegen ist, wird der Käufer der Forderung einen Preisnachlaß verlangen, da er ja für die ihm angebotene Forderung vom Schuldner nur einen niedrigen Zinssatz bekommt. Dieser Preisnachlaß bedeutet für den Verkäufer einen Schaden. Der Preisnachlaß bedeutet eine Reduzierung des Marktwertes der Schuldverschreibung; bei Fälligkeit wird allerdings deren nomineller Preis verrechnet. Hier kann nun bei eventuellen Weiterverkäufen ein Preisrückgang Trend werden, der dann aber ein Problem nur der Händler ist, nicht des Schuldners Griechenland. Griechenland muß bei Prolongierung derzeit lediglich seinerseits höhere Zinsen zahlen. Das ist normal. Wenn man höhere Zinsen zahlen soll, die schmerzen, weil sie am Haushalt knabbern, muß man entweder zukünftig weniger leihen, das drückt dann schon wieder tendenziell den Zins, oder man muß sich um höhere Einnahmen bemühen. Und das muß Griechenland sofort und entschieden und mit wirklich bedeutendem Erfolg, wenn es aus der Krise herauskommen will. Auf die Frage nach dem „Wie“ wird noch konkret eingegangen.

 

Was also hat die Unruhe, die Hektik, die Panik in und um Griechenland ausgelöst?  Die sogenannte Griechische Krankheit ? – Antwort: Die unrealistische Zwangsvorstellung, Griechenland müsse seine – zugegeben: relativ hohen – Schulden irgendwann, bald?, zurückzahlen. Und könne das eventuell nicht. Realisten, Kenner der Materie hätten sich von einer solchen fiktiven Vorstellung nicht beeindrucken lassen. Sie hätten in Betracht gezogen, daß, zunächst, hinter Schulden bei Notenbanken absolut keine materiellen, ernsthaft als berechtigt zu bezeichnenden Forderungen stecken. Niemand hat der Notenbank Geld geliehen zum Weiterverleihen und fordert irgendwann die Schuldentilgung. Die Notenbank hat das Geld ja selbst „gemacht“. Dieses Geld „mußte“ also nie notwendig zurückgegeben werden. Daß es gegebenenfalls ungerecht wäre, Griechenland einfach Geld zu schenken, jedenfalls zur ersten Nutzung zu überlassen, anschließend läuft das Geld ja zum Nutzen der Gesamtwirtschaft im Kaufkraftkreislauf um, ist eine andere Frage, auf die für sich eine Antwort zu geben wäre. Geschadet hätte die „Schenkung“ der Gesamtwirtschaft jedenfalls nicht; die Kaufkraftvermehrung hat der Gesamtwirtschaft von Anfang an genutzt, sie vor depressiven Entwicklungen zu bewahren geholfen.

Und, zweitens, der freie Kapitalmarkt – als Ganzes gesehen - war auch nie daran interessiert, seine Griechenlandaußenstände zurückzubekommen und sich um neue Schuldner bemühen zu müssen. Kapitalrückflüsse hätten zudem den Zins gedrückt. Und an – möglichst hohen – Zinserträgen war, ist und bleibt der Kapitalmarkt naturgemäß immer interessiert. Nicht an Rückzahlungen.

 

Vielleicht aber kann Griechenland seine Schulden einmal tatsächlich nicht oder einmal nicht pünktlich zurückzahlen? Geprüft hat das bisher niemand. Andererseits: welches große Wirtschaftsunternehmen könnte seine Fremdeinlagen, seine Betriebsmittelkredite von heute auf morgen flüssig wieder herausgeben? Vielleicht, wenn es großen Sachwertbesitz schnellstens verkaufen könnte – immer dabei mit Verlust, weil „schnellstens“? Griechenland dagegen kann niemals „Pleite gehen“, niemals, weil es, mit ruhigem Gemüt bewertet, ein hinreichend reiches Land ist. – Griechenland konnte seine Schulden schon immer zurückzahlen, man hatte allerdings Angst, es könne dies nicht; es könne etwas nicht, woran also niemand wirklich interessiert war. – Absurd !

 

Übrigens: Die Schulden, die Griechenland 2011 zurückzuzahlen hätte, wenn es die zurückzahlen müßte, wenn dieses Sinn gäbe, betrugen – sage und schreibe – nur rund 25 Milliarden Euro. Zinsen dafür 1 Milliarde. Insgesamt schuldet der Balkanstaat derzeit rund 350 Milliarden Euro. Deutschland rund 2 Billionen. - Schon: Die Griechenschulden sind im Verhältnis höher, gemessen an der Bevölkerungszahl und am jährlich erwirtschafteten Sozialprodukt. Aber Deutschland wird seine Staatschulden auch niemals voll zurückzahlen – müssen. Und Griechenland könnte seinen wirtschaftlichen Erfolg schnellstens wesentlich steigern – um mehr Eigenkapital erwirtschaften oder höhere Zinsen bezahlen zu können.

 

Die - wie erläutert wurde, grundsätzlich unnötige - Angst vor einer Schuldenrückzahlungsunfähigkeit Griechenlands keimte gewissermaßen auf auf dem Boden der Wahrnehmungen, daß das in Griechenland wirtschaftende Fremdkapital zunächst einmal eine große Summe darstellte. Große Summen machen immer Angst. Besonders wenn man von großen „Schuldensummen“ spricht. Große Schuldensummen kleinerer Staaten. Sodann war bekannt, daß das Fremdkapital in Griechenland in einem – ja eben angstmachenden, wenn denn Angst in der Luft liegt – also angstmachenden Verhältnis zum Eigenkapital steht und daß die Wirtschaftsleistung Griechenland – na sagen wir: - größer sein könnte. Schließlich erfuhr man noch, daß die griechische Regierung die für die internationalen Wirtschaftbeobachter interessanten Vergleichszahlen laufend schönte. Da kam also mehr und mehr Mißtrauen, Vorsicht, Angst auf.

Und wenn man einem Schuldner mißtraut, beschließt man, sicherheitshalber oder auch nur nach höherem Gewinn strebend, die Zinsen zu erhöhen. Und wenn man höhere Zinsen erzwingen will, droht man, im Weigerungsfall Kredite eben nicht zu prolongieren beziehungsweise neue Kredite zu verweigern. Und wenn einem Land Kreditverweigerungen drohen, steigt allgemein die Vorsicht, das Zögern denkbarer Kreditgeber – und deshalb wiederum der Zins. Und da die Ertragslage Griechenlands nicht blühend ist, die Steuereinnahmen des Staates auch aus diesem Grund zu wünschen übrig lassen, verursachen Zinserhöhungen bei der griechischen Staatsführung Unlustgefühle.

 

Und die jeweils in Frage kommenden Nutznießer einer „Krise“ wurden hellwach. Sie riefen: Zahlt höhere Zinsen oder sterbt! Sie erklären prophylaktisch bluffend, keine Schuldverschreibungen mehr erwerben zu wollen. Drückten dadurch den Zwischenverkaufswert der Anleihen – um diese dann bei dessen Tiefststand billig zu kaufen, um sie zum Fälligkeitstermin schließlich wieder mit dann hohem Gewinn zurückgeben zu können. Alles nur Spekulationen ! Nicht etwa ein Kapitalmangel treibt die Zinsen hoch; Kapital ist auf dem Markt reichlich im Angebot. Ein Verzicht auf Kreditvergabe liegt – wie gesagt - auch nicht im Interesse der möglichen Kapitalgeber. An einer entsprechenden Enthaltsamkeit kann man nichts verdienen. – Wenn ein hypothekenschuldender Hausbesitzer in den Ruf kommt, irgendwelche Fremdeinlagen irgendwann nicht bedienen zu können, zurecht oder zu Unrecht, kündigt ihm seine Bank womöglich einen Betriebsmittelkredit, den er auch noch laufen hat. Dann muß der Hausbesitzer gegebenenfalls seine Hypothekenraten als Betriebsmittel einsetzen, kann sie folglich nicht in die Hypothekenbedienung einbringen. Und die Hypothekenabteilung der Bank pfändet und versteigert am Ende das Haus des Kunden.

 

Griechenland sah sich bald in der Rolle vorerwähnten Bankkunden. Man begann sich da und dort in der Welt und selbst in Griechenland dafür zu interessieren, was man „im Notfall“ in Griechenland kaufen „müsse“. Und wie man den Preis demnächst möglichst niedrig halten könne, da man zwar helfen wolle, aber leider, leider über nur wenig Kaufgeld verfüge. Man sorgte deshalb dafür, daß die Welt „wahrnahm“, daß Griechenland zur gegebenen Zeit, da wohl „zahlungsunfähig“, zum Verkauf, zum Verscherbeln gezwungen sein würde. Es wurde so etwas vorbereitet, wie das Geschäft, einem Verdurstenden demnächst ein Glas Wasser verkaufen zu wollen.

 

Und Griechenland tat das, was man in einem solchen Fall auf keinen Fall tun darf: Es bat um Hilfe. – Auf dem Krisenscheitelpunkt der Hypo-Real-Krise in Deutschland garantierte die deutsche Regierung – feierlich -, der deutsche Staat würde alle Sparer, die ihr Geld von ihrer Bank nicht ausgezahlt bekommen könnten, voll – aus Steuermitteln – befriedigen, entschädigen. Die Folge dieses beruhigenden Versprechens war, daß die Sparer explizit das nicht tat, was sie ohnehin eigentlich gar nicht vorgehabt hatten, was sie aber ohne die Regierungsgarantie verbreitet getan hätten: ihre Bankkonten zu plündern, von den Banken zur Unzeit das Geld zurückzuholen, das die Banken niemals auf den Schlag in hinreichender Menge flüssig machen können und das Sparer gern – so mag ihr Plan gewesen sein – immer noch lange Zeit bei der Bank gelassen hätten – zinsbringend.

 

Zweckmäßig wäre es gewesen, wenn die griechische Regierung, als man sich zum ersten Mal Sorgen um ihr Land machte, erklärt hätte: Wenn Griechenland an Krediten, an weiteren, an prolongierten Krediten interessiert ist und irgendjemand diese Kredite anbieten mag, sind wir bereit, sie anzunehmen und bei uns wirtschaften zu lassen. Und daß wir dann bereit sind, die Fremdkapitalgeber an dem Erfolg der unter ihrer Mitwirkung vorgenommenen Investitionen angemessen beteiligen, also den marktüblichen Zins zahlen, ist eine pure Selbstverständlichkeit. Das ist für uns Ehrensache. Dazu ist Griechenland auch immer in der Lage. „Notfalls verkaufen wir unserer Oma ihr klein Häuschen – oder die Akropolis“.

Im Zuge dieser kessen Verlautbarung wäre die Wirklichkeit – jenseits einer nur unterstellter Maßen zu befürchtenden Pleite Griechenlands – deutlich geworden, gemäß derer Griechenland tatsächlich mit Zukunftsgeldern Vieles anstellen kann, daß es diese Fremdbeteiligung aber keinesfalls so nötig braucht, als hätte ein 12er-Erdbeben, eine gigantische Flut, eine schlimme Dürre das Land und seine Menschen heimgesucht. Es wäre deutlich geworden, daß die Kapitalgeber ebenso und zwar gleich stark an einer solchen Transaktion von Krediten, Fremdkapital interessiert sind. Die Kreditgeber haben nämlich selbst oder vertreten das sehr bedeutsame Interesse von Kunden, daß Griechenland möglichst viel Geld leiht, um möglichst viel kaufen, importieren, gegebenenfalls aus dem Land der Kreditgeber, kaufen zu können. – Schutzschirme, gegebene Kreditgarantieren animieren Kreditgeber in relevantem Maße dazu, Importfinanzierungskredite zu geben. Und sie senken zudem die Zinsen, damit den Kreditnehmer zur Schuldenaufnahme zu animieren. Zur Importschuldenaufnahme. Es würde deutlich geworden sein, daß in Wirklichkeit in einem Griechenland – auch ohne Rettungsschirm - niemand hungern muß. Vielleicht müßte der eine oder andere ohne Luxuslimousine auskommen.

 

 

g) Das allgemeingefährliche Helfersyndrom

Unter den „Ärzten“, die sich bemühen, die „Griechische Krankheit“ in den Griff zu bekommen, herrschte seinerzeit Hektik, gerade so etwas wie ein Helfersyndrom. Skeptiker warnen immer, wo so viel Aufregung zu beobachten ist, fehlt es an hinreichender Sachkompetenz. Und was haben also in solchen Fällen die von einem Gipfel zum anderen jettenden Autoritäten im Angebot?

 

ga) Mißbrauch von Solidarität – Wenn jemandem durch Höhere Gewalt, jedenfalls ohne eigene Schuld, jedenfalls ohne eigene schwere Schuld ein für ihn sehr relevanter Schaden entsteht, den er nicht selbst in für ihn erträglicher Zeit ausgleichen kann, wenn er gar in existenzielle Not gerät, hat er die Solidarität seiner Mitmenschen moralisch verdient, dann sind diese Mitmenschen auch gern solidarisch. - Griechenland – und auch Spanien, Portugal etc. - sind aber weder durch ein Jahrhunderterdbeben, noch durch eine entsprechende Dürre, Flut, einen Atom-Supergau heimgesucht worden. Auch Griechenland liegt nicht in der Wüste, ist nicht Haiti und nicht Japan. Griechenland hat auch nicht all sein Geldvermögen durch einen cht Schiffuntergang über den Tiefen des Atlantiks verloren, Griechenland hat sein Geldvermögen vielleicht verbraucht, selbst aufgebraucht. Und trotzdem kann man Griechenland helfen, wenn es darum nachsucht. Aber, bitte schön, nicht aus einer Solidaritätsverpflichtung heraus. Wie viel Hilfspakete müßte die „solidarische“ Welt dann weltweit verschicken? Es ist auch keine Polemik, hier festzustellen, daß die in aller Gutmenschen Munde geführte Rede von der „Solidarität unter Europäern“ die Griechen selbst von ausreichenden Bemühungen zur Selbsthilfe abhält. So reagiert nun einmal der Mensch. Sehen wir zu, wie wir den Griechen ganz unsolidarisch helfen könnten. Vielleicht durch einen Rat. Siehe weiter unten!

 

gb) Erlaß von Schulden – Und nun „solidarisch“ Schulden erlassen? Abgesehen davon, daß sowieso kein wirkliches Interesse daran besteht, daß Griechenland seine Schulden zurückzahlt, jetzt, in maßgeblichem Umfang. Geld zu verleihen liegt ja doch zu stark im Interesse auch der Leihgeber; die wollen verleihen. Gegen Zinsen. Und die Zinsen kann Griechenland immer zügig bedienen. Also Schulden erlassen? Nein ! Trotz aller ehrlichen Sympathie, ja Zuneigung für Griechenland, deutscher Geist wähnt sich ja geradezu fast in Griechenland geboren, erfunden: Nein zum Schuldenerlaß ! Auch unsere Freunde zahlen das Bier – oder den Wein – das oder den sie haben anschreiben lassen, bitte selber.

Ein Schuldenerlaß bedeutet entweder, daß Aktionäre einen Teil ihres Geldvermögens spenden. Bei den betroffenen Aktienanlagen könnte es sich dann doch sehr wohl auch um Altersruhegelder sogenannter kleinerer Leute handeln. Oder der Geberstaat zahlt bar – dann doch zu Lasten der Steuerzahler des Staates. Oder der Geberstaat macht sogar selber Schulden – um Griechenland von seinen Schulden zu entlasten –, dann zahlen die Geberbürger die Zinsen. Oder die EZB beziehungsweise die nationalen Filialen schöpfen neues Geld, um Schuldscheine kaufen zu können. Da dieses Geld niemals wieder zurück in die Banktresore und dort vernichtet werden darf – wir sagten es schon -, wäre den Griechen Geld ohne Gegenleistung geschenkt worden. Geld geschenkt, dem Staat, nicht etwa irgendwelchen präzise herausgefilterten armen bedürftigen Menschen. – Man könnte die Forderung nach einem Schuldenerlaß geradezu eine klassische unsolidarische Forderung nennen.

 

gc) Ankauf von „Giften“ – Claude Trichets EZB kaufte Griechenland seinerzeit „toxische“, gemeint sind: für wertlos gehaltene Schuldscheine ab, wobei allerdings überhaupt nicht sicher vorhergesagt werden konnte, ob diese Staatspapiere zum Fälligkeitstermin tatsächlich wertlos sein werden. Der damalige Chef der Deutschen Bundesbank Prof. Axel Weber kritisierte die EZB-Transaktion scharf – aber mit falschen Argumenten. Er warnte, die Geldschöpfung gefährde den Wert des Euro inflatorisch, wohingegen doch deutlich war, daß der Euro geradezu unter einem enormen Deflationsdruck stand, geradezu an Kaufkraft darbte, die geringe neue Mittierung, die zusätzliche Neuschöpfung von Zahlungsmitteln also nie und nimmer eine Geldwertminderung hervorrufen konnte. So gesehen wirkte sie sogar positiv. – Zu kritisieren wäre dagegen gewesen, daß er mit dem neuen Geld – für Experten offensichtlich - keinesfalls Griechenland helfen wollte, sondern den Export Frankreichs und Deutschland nach Griechenland mit neuer Kaufkraft relevant beleben wollte. Und daß er das Mehr an Geld – satzungsgemäß zwar aber – in der Wirkung ungut als Schulden deklarierte. Griechenland hatte also jetzt weitere Schulden. Obwohl es hier eigentlich gar keinen echten Gläubiger gab, einen solchen, der zu Gunsten des Schuldners auf eine Nutzung von Kaufkraft verzichtet, sondern der Gläubiger diese Zahlungsmittel einfach und schlicht selbst gemacht hatte. Da nun diese Trichet-Spende, diese Ausweitung des Kaufkraftvolumens keinesfalls jemals wieder aus dem Markt herausgenommen werden kann, darf, will man keinen Konjunkturkollaps provozieren, bedeutet die Emittierung eine Schenkung, jedenfalls die Übertragung eines Erstnutzungsrechts an neuem Geld ohne Gegenleistung durch den Begünstigten. Da wäre es gerechter gewesen, das neue Geld irgendwohin zu verschenken, wo es notwendiger gebraucht wird. – Einen zusätzlichen makabren Touch bekommt die von der EZB vorgenommene Kaufkraftvermehrung, wenn die Leitung des entsprechenden Geldzuflusses, des von Seiten der EZB quasi kostenlosen Geldzuflusses, auch noch über eingeschaltete Geschäftsbanken geführt wird, die dann an der Vermarktung kostenloser Kredite ansehnlich verdienen – dürfen. – Am Handel mit Toxischem !

 

gd) Verkauf von „Schirmen“ – Verzichten wir auf die Bonmot-Frage, ob mit bei den „Schirmen“, von denen derzeit noch täglich zu hören und zu lesen ist, letztlich um Regenschirme, Sonnenschirme, Bildschirme, Rettungsschirme oder etwa um elegante Gleitschirme handeln soll, mit denen sogenannte sportive Finanzartisten sachte, bequem, ungefährdet aber doch erfolg- und ruhmreich zu landen trachten und gewohnt sind. Also, es geht um Rettungsschirme - wie Rettungsringe für Ertrinkende. Solche – also - Rettungsringe können Staaten, halb- oder überstaatliche Einrichtungen, Geschäftsbanken auswerfen – wobei man aufpassen muß, ob diese Institutionen mit den Ringen retten oder fangen wollen.

 

Wenn ein Staat Schuldenländern mit der Gewährung von Subventionen hilft, muß er das Geld dazu von seinen steuerzahlenden Bürgern über Steuererhöhungen zusätzlich abkassieren oder ihnen jedenfalls staatliche Leistungen in entsprechender Höhe kürzen. Verleiht er die Hilfsgelder – direkt oder in dem er sie entsprechenden „Hilfsorganisationen“ wie der Weltbank und/oder dem Internationalen Währungsfonds IWF zwecks Weiterverleihung zur Verfügung stellt, oder er zu Gunsten des „unsicheren Kandidaten“ bürgt -, zahlt der Steuerzahler schon einmal auf jeden Fall die jeweils horrenden Transaktionskosten – Weltbank und IWF existieren ja nur, „um zu helfen“ und verbrauchen jeweils extrem hohe Millionensummen an Betriebsaufwänden. Oder er zahlt, falls die Bürgschaft einmal fällig wird, die „toxischen“ Schulden des Schuldners. Das, wohlgemerkt, nicht weil der Rettungsringempfänger zu ertrinken droht sondern weil er derzeit nicht gut bei Kasse ist. Irgendwie komisch ist ja auch die Begründung, man benötige beziehungsweise verleihe Geld, weil nur mit diesem alte Schulden zurückgezahlt werden könnten. Dabei geht es ja in der Wirklichkeit darum, daß einem Schuldner wegen – zurecht oder zu Unrecht - angezweifelter Sicherheitslage vom freien Kapitalmarkt nicht mehr und zusätzlich Kapital kreditiert werden mag, der Schuldner und seine potentiellen Lieferanten aber weiter und mehr gegen geliehenes Geld kaufen/verkaufen möchten. Wenn dann der Staat etc. „hilft“, kann der Handel „auf keif“ weiterlaufen - as usual.

 

Ähnlich liegt die Sache, wenn freie Kapitalmärkte, Banken also, „helfen“ sollen. Erläßt eine Bank ihre Schuldner aus deren Verpflichtung, reduziert sie das Vermögen ihrer Teilhaber. Hilft sie gar mit dem Gesparten ihrer Kunden, bürgt sie entsprechend, läuft sie sogar Gefahr, das Geld ihrer Sparkunden zu verspielen. Müssen sich dann geprellte Sparer in eventueller Not an den Staat wenden, ist es wieder der Steuerzahler, der letztlich zahlen muß. - Aber wenn eine – nehmen wir eine deutsche – Bank ihre Einlegerkunden eventuell nicht bedienen könnte, weil sie das ihr Anvertraute nicht sicher genug platziert hat, darf dann diese Bank, wie es heißt, wiederum nicht zahlungsunfähig werden, Pleite gehen? Soll dann wieder der Steuerzahler mit – diesmal –„Finanzspritzen“, „Kapitalaufstockungen“ mit staatlichem Steuergeld helfen? Da kann man den Steuerzahlern auch gleich die Auszahlung ihrer Bankguthaben verweigern; das wäre für sie der gleiche Schaden.

Und das alles nur, um Griechenland – als Beispiel – zu helfen, weil es laufend zu wenig eingenommen und laufend zu viel ausgegeben haben könnte, und/oder – vielleicht - weil es auch in Zukunft mehr einkaufen möchte, als es bezahlen kann; und der ausländische Lieferant mehr und mehr nach Griechenland verkaufen möchte und zwecks Erfüllung dieses Wunsches den Finanzier seiner gewünschten Lieferung gleich mitbringt – gegebenenfalls aus seinem eigenen Land, in Form seiner eigenen Exportförderungsbank.

 

Dabei sollte man sich vergegenwärtigen, daß zwar eine Einzelfirma pleitegehen kann, wenn der Einzelkaufmann stirbt, Vermögen und Nachlaß nach der Beerdigung nicht aufzufinden sind, oder auch ein größeres Unternehmen, das durch einen Blitz niedergebrannt wird und dessen dem Gläubiger einmal vorgelegte Brandschutzpolice sich als Fälschung ausweist. In beiden Fällen ist das geliehene Geld unwiderruflich futsch. Ein Staat aber kann praktisch nicht zahlungsunfähig werden. Er stirbt ja nicht und brennt auch – darauf kann man vertrauen – nicht ab. Und vorstellen, daß etwa ein griechischer Regierungschef Bundeskanzlerin Merkel anruft, um ihr mitzuteilen: „Ich weiß zwar, daß wir Ihnen schulden, aber wir haben unser Kreuzzeichen gemacht und jetzt fühlen wir uns für immer von unseren Schulden befreit. Amen“, müssen wir uns auch nicht. Griechenland will sich ja nicht zukünftig als Ausgestoßener fühlen. Und wenn eine Bank die ihr anvertrauen Spargelder in Millionenhöhe auf der Nordsee-Gezeiteninsel Neukerk „anlegt“ und dann bald den Sparern „verlegen“ gesteht, das Geld das dem Institut vorgeblich 25 % Rendite  bringen sollte, sei aber nun leider doch verloren, dann muß ein Staat die entsprechende Bank nicht mit Steuergelder „retten“, weil diese für das gesamte Bankensystem „systemrelevant“ sei, sondern den Bankenchef wegen „Veruntreuung in Verbindung leichtfertig angewandter Inkompetenz“ hoch bestrafen. Und/oder den Justizminister bestrafen, wenn der kein Gesetz erlassen hatte, nach dem „Veruntreuung in Verbindung mit leichtfertig angewandter Inkompetenz“ höchst strafwürdig ist. „Er habe zur Wachstumsförderung Risikokapital gewähren müssen“. Auf eine solche Ausrede hin ist der Beklagte zu belehren: Eine Bank habe Risiko nicht vom Schuldner auf den Gläubiger „umzuschulden“ sondern zu vermeiden. Oder das Risiko so klein aufzuteilen, daß jeder einzelne Gläubiger einen Schuldenerlaß aus seiner Portokasse finanzieren könnte. Das Bankengebäude kann sodann gegebenenfalls der Verwendung als Jugend-Freizeitheim zugeführt werden. Geschädigte Bankteilhaber fair abgefunden. Leider dann vom Steuerzahler.

 

ge) Ausverkäufe wegen Selbstaufgabe – Es kann als selbstverständlich bewertet werden, daß jemand, der hohe Außenstände, Verbindlichkeiten, Schulden hat, Teile seines entbehrlichen Vermögens, also nicht sein „tägliches Brot“, verkauft und mit dem erzielten Erlös seine Gläubiger, die auf eine Schuldentilgung drängen, befriedigt. Im Fall Griechenland liegen die Dinge aber anders.

Einmal sind die Gläubiger, wenn man diesbezüglich nicht Einzelne sondern den „Gläubigermarkt“ ins Auge faßt, nicht ernsthaft an einer Schuldentilgung interessiert. Banken wie alle Kreditgeber „leben“ davon, daß sie über möglichst viele Schuldner verfügen. Die selbstverständlich ihre Zinsen bezahlen können, was Griechenland kann. Zum Zweiten wollen die Interessenten, die sich jetzt schon als Aufkäufer melden, nicht - entgegenkommend - Liquidität liefern, sondern sie wollen „Schnäppchen“ machen. Zwar handeln da die Schnäppchenjäger, die sich im Prinzip als so etwas wie eine griechische „Treuhandgesellschaft“ deutschen Angedenkens verstehen und die in Griechenland herumreisen und überall, wo es sie verlockt, quasi „Kuckucks“ aufkleben, völlig legitim, aber daß man Griechenland zwingt, Werte, die dem Volk gehören, unter stärkstem Termindruck zu „Friß-Vogel-oder stirb-Preisen“ zu verscherbeln, ist bedrückend. Viele Griechen vergleichen sich mit den Ostdeutschen von 1990 und folgenden, denen man damals für eine symbolische DM ganze Großbetriebe „abgekauft“ hat. Entsetzlich, daß die seinerzeitigen „Ausverkäufe wegen Selbstaufgabe“ mit einem entsetzlichen Mord an einem der damals eingesetzten persönlich nicht interessierten Beamten illuminiert wurde. Zu hoffen bleibt, daß die ansonsten temperamentvollen Griechen in ihrem Fall cool bleiben.

 

h) Die „Doktors Eisenbart“

Zwei bekannte Persönlichkeiten, der eine ein ehemaliger hoher Wirtschaftsfunktionär, der andere ein Professor der Nationalökonomie, beide von Anfang an Euro-Skeptiker beziehungsweise Euro-Kritiker, kämpfen fortdauernd zu Gunsten ihrer Vorschläge, wie der Euro zu retten, und/oder Ordnung im europäischen Währungssystem wiederherzustellen seien, was für die beiden Protagonisten heißt: wie die „Griechische Krankheit“ überwunden werden könne, müsse. Sie kämpfen zu Gunsten von Radikalkuren, harten Schnitten.

 

ha)Hans-Olaf Henkel, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie a.D., hat empfohlen, die bisherige Euro-Zone in zwei voneinander unabhängige (Nord- und Süd-)Zonen aufzuteilen.

Was abwicklungstechnisch möglich wäre. - Ob dann jeweils in den beiden Zonen erfolgreicher gewirtschaftet würde als bisher in der einen, bliebe allerdings abzuwarten. Vielleicht streitet man dann ja auch innerhalb der dann zwei Zonen. Entscheidend gegen die Aufteilung spricht aber, daß zwischen den dann getrennten zwei Währungs-/Staatengemeinschaften gegebenenfalls eine emotionale Rivalität bis hin zur Feindschaft aufkommen könnte, eine nun Zweiteilung der europäischen Völkergemeinschaft platzgreifen würde, so etwas wie eine neue wirtschaftliche Mauer, ein neuer Eiserner Vorhang sich auftäte, die Mauer möglicherweise mit der Zeit immer höher gezogen, der Vorhang immer mehr schutzbefestigt, untransparenter gemacht würde. Mit der Waffe Handelsbeschränkungen, Schutzzölle?

 

hb) Der zweite Alternativvorschlag kommt aus dem Umkreis von Wilhelm Hankel, emeritierter Professor der Wirtschaftswissenschaften. Er lautet, einzelnen Ländern, wie zum Beispiel Griechenland, den Austritt aus dem Euro-Verbund zu empfehlen. - Dieser Vorschlag ist zwar ebenfalls praktikabel, aber er schafft in Europa möglicherweise „unterentwickelte“ Länder, Kasten-/Pariastaaten. Und bewirkt entsprechende Unsicherheits-/Unruheherde, Sozialghettos. - Daß aus einem Euro-Vertriebenen schnellstens eine zweite prosperierende Schweiz würde, könnte man rosarot hoffen, ernsthaft erwartet werden kann das aber wohl nicht.

 

i) Die wirkliche Hilfe für - zum Beispiel - Griechenland - durch Zweitwährung.

Das Programm:

 

ia) Der Euro wird überall beibehalten.

 

ib) Der EZB wird untersagt, Geld auf die Weise in Umlauf zu setzen, daß sie mit Krediten Staatshaushalte oder sonst irgendwelche Kassen saniert.

 

ic) Die EZB darf überhaupt keine Kredite mehr zur Verfügung stellen.

 

id)Dagegen muß die EZB dauerhaft für ausreichend viel Kaufkraft auf dem Markt sorgen, das heißt: zu diesem Zweck gegebenenfalls laufend so viel neues, zusätzliches Geld – nicht als Kredit sondern als Daueremission - in den Markt einfließen lassen, wie erforderlich ist, damit das Gesamtgütervolumen, das produktionsmäßig beziehungsweise ressourcenbedingt angeboten werden kann und nach dem - in der Summe - Bedarf besteht, zügig absetzbar ist.

 

ie)EZB-Emissionen sind gemäß einem Schlüssel, welcher der Bevölkerungszahl der Euro-Länder entspricht, unter letzteren zu verteilen.

 

if)Entsprechendes zusätzliches, neues Geld hat die EZB indirekt in den Wirtschaftskreislauf zu leiten, indem sie es zwar direkt den Staatshaushalten zuführt, diese aber verpflichtet, ihr Zuflüsse unmittelbar und in voller Höhe – über Steuernachlässe etc. - an seine Steuerbürger weiterzugeben.

 

ig)Unabhängig von einer Beibehaltung des Euro als europäischer Währung – für die beigetretenen Euro-Staaten - erhalten alle Euro-Länder für sich das autonome Recht, so sie es für sich zur Förderung ihrer Binnenkonjunktur für zweckmäßig halten, zusätzliche Konjunktur-Zweitwährungen in Umlauf zu setzen. Für Deutschland gegebenenfalls eine Konjunktur-Mark, „KM“, für Griechenland eine Konjunkturdrachme, „KD“. - Diese Konjunktur-Währung soll erforderlichenfalls die Bemühungen der EZB unterstützen, den jeweiligen einzelnen Binnenmarkt – das gemeinsam mit dem Euro – mit so viel Kaufkraft zu versorgen, daß dort – was schon mit dem Euro allein angestrebt werden sollte - immerzu jenes Gesamtgütervolumen zügig absetzbar ist, das von der Produktionsseite angeboten werden kann und nach dem, als Summe, Bedarf besteht.

 

ih) Die Zweitwährung, von der jeweiligen nationalen Notenbank emittiert, wird von dieser dem jeweiligen Staatshaushalt zugeleitet und von dort aus in voller Höhe per Steuergutschriften an Steuerzahler etc. weitergegeben. Die Zweitwährung, die jetzt neben dem Euro im Markt umläuft, wird dort im Verhältnis zum Euro mit 1:1 gewertet.

 

ii) Der Euro fungiert so als überstaatliche, euro-internationale Währung, so wie bereits bisher der Dollar problemlos weltweit wirkt. Oder so gesehen: Die Zweitwährung fungiert - neben dem Euro - „regional“, wie „Zweitwährungen“ in den verschiedensten Ausformungen auch schon in der Vergangenheit in kleineren Wirkungskreisen erfolgreich gewirkt haben.

 

j) Fazit:

Speziell für Griechenland, aber auch für andere heute Euro-Staaten, die – geographisch oder im übertragenen Sinn - im „Zonenrandgebiet“ des Euro-Wirkungsbereichs liegen, gilt, was 1990 gegen die Idee einer deutsch-deutschen Währungsunion hätte bedacht werden müssen: Es soll nicht zusammengeführt werden, was wirtschafts- und sozialpolitisch – jedenfalls noch – nicht zusammengehört ! Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schlesien wurden durch die „Währungsvereinigung“ die Zonenrandgebiete des DM-Raumes. Diese Gebiete sind sodann geld/kaufkraft- und kapitalmäßig ziemlich ausgetrocknet; die nun gemeinsame Währung floß immerfort von Ost nach West, vom weniger attraktiven noch Entwicklungsraum in die zukunftsträchtigeren – weil kaufkraftreicheren - Regionen westlich der Elbe ab. Geld und Geld gesellt sich gern. Die DM – und später der Euro - sind nicht „nach drüben“ in die „blühenden Landschafen“ gekommen, also ziehen die Menschen mehr und mehr gen Westen, dorthin, wo damals mehr Geld war, heute mehr Geld ist und morgen mehr Geld sein wird. Und im Osten fehlt immerzu die Kaufkraft, die Voraussetzung für ein Aufholen wäre. Die DDR hätte demokratisch und freiheitlich und modern werden sollen, aber währungspolitisch autonom bleiben. Das hätte ihr gut getan; die DM-West hat den Menschen – genau gesehen – nicht genutzt sondern geschadet.

Unter dem angesprochenen Währungsnaturgesetz leidet heute Griechenland & Co. Es ist leicht verständlich, daß von Jahr zu Jahr immer mehr Euro zum Ankauf von Prestigegütern gen Norden fließen als Euro für noch so leckere Oliven von Nord nach Süd. Das deshalb zu geringe Kaufkraftvolumen in also - beispielsweise - Griechenland kann niemals ausreichen, in diesem Land eine dynamische Konjunktur zu ermöglichen. Man kann nur zu wenig Inlandsumsatz bewirken, der Staat bekommt demzufolge zu wenig Steuern, ist so kein attraktiver Leihnehmer und zudem ein notgedrungen ängstlicher Zinszahler. Da man andererseits wegen der zu geringen Kaufkraftversorgung des Inlandsmarktes nur schwer interessantes Industriepotential fördern kann, man also Industriegüter in hohem Maße importieren muß, ist und bleibt Griechenland ein Importland, ein Importland, zu sehr schuldenfinanziert.

Bedeutsam mehr Eigendynamik kann Griechenland entwickeln, wenn es sich, neben dem Euro als Außenhandelswährung, zusätzlich den vorerwähnten Konjunktur-Drachmen anschafft. Der belebt dann den Inlandsmarkt – mit allen positiven Folgen für die Versorgung der Bevölkerung und der Finanzierung des Staatsapparats. Je schneller Griechenland diesen „KD“ einführt, um so eher wird Griechenland wieder frei atmen können, seinen Mut, sein Selbstbewußtsein steigern, sein Image polieren. Vielleicht seine Schulden verringern, auf jeden Fall aber das Verhältnis zwischen Wirtschaftsleistung und Schulden nach oben korrigieren.

Daß es ein Fehler war, der Euro-Währungsgemeinschaft beizutreten, sollte man nicht mehr betrauern. Vergangenheit ist Vergangenheit. Es kommt immer eine Zukunft. Eine neue. An dieser Zukunft sollte und kann Griechenland erfolgreich bauen. Und dabei griechisch bleiben, autonom und selbstbewußt.

 

 

Absurdes Griechisches Theater

 

Zunächst gaben Deutschland und andere Staaten auf Risiko ihrer Steuerzahler Griechenland Milliardenbürgschaften, um, so hieß es, Griechenland vor einem „Staatsbankrott“ und Exporte nach Griechenland vor einem Rückgang zu bewahren, vielleicht auch um das Geschäft der Banken mit dem Balkanstaat zu fördern. - Dabei wäre Griechenland niemals Pleite gegangen. Und wenn doch, muß das, darf das den – beispielsweise – deutschen Steuerzahler verpflichten? Vielleicht hätten gegebenenfalls Banken Verluste erlitten. Und wenn dann die Banken gegenüber ihren Einlegern in Schwierigkeiten geraten wären, erst dann doch hätte die Politik, die den Banken nicht verboten hatte, ihnen von den Einlegern anvertraute Kapital ohne hinreichende Sicherheit weiterzureichen, die eventuell geschädigten Sparer – leider aus Steuermitteln – entschädigen müssen. Und: Sollten die Steuerzahler in ihrer Gesamtheit zu Gunsten der Exportwirtschaft – und, zugegeben, deren Mitarbeiter – in Anspruch genommen werden dürfen? Oder gar für den Geschäftserfolg von Banken ?

Als die „Griechenlandretter“ weitere Argumente nachschieben zu müssen meinten, erklärten sie die „Griechenlandkrise“ für eine drohende Bedrohung für die Euro-Währung, für die Wirtschaft weltweit, für die Ersparnisse alle Sparsamen, für den Frieden, für „Europa“. - Was für eine Angstphantasie, nach der Zahlungsschwierigkeiten des kleinen griechischen Staates solch apokalyptische Folgen haben sollen ! Und man erweiterte die Bürgschaft sogleich noch europaweit zu Gunsten aller Staaten, die zukünftig vielleicht ebensolche Probleme bekommen könnten wie Griechenland. Zu Lasten der Steuerzahler !

Am Ende „sah“ man den Euro nicht mehr nur von Griechenland & Co. bedroht sondern auch von Spekulanten, die sich anschickten, den Wert der Währung in Richtung auf Null herunter zu ruinieren. Hat je einmal jemand wenigstens versucht zu erklären, wie Spekulanten, die tatsächlich ja nur ebenfalls Spekulanten schädigen können, eine Währung wertmindern können?

 

Höhepunkt der Schizophrenie

Genau zu der Zeit, als die Auguren raunten, „leer kaufende und verkaufende Spekulanten„ könnten unseren Euro in die Inflation treiben, und überhaupt beim ängstlichen Publikum schon vorher die Angst groß war, Griechenland, Spanien, Portugal, Italien, Irland und, und, und könnten bald die Vulkane abgeben, die unserer aller Währung ins Nichts schleudern würden wie der isländische Vulkan vor einiger Zeit seine Asche in die Atmosphäre - dabei hat jedenfalls Griechenland ganz und gar keine Inflationspolitik betrieben; es hat eben tatsächlich kein zusätzliches Geld „gedruckt“, um seine Illiquidität zu überwinden, sondern hat versucht, bereits in Umlauf befindliche Euro zu leihen; und andere „Schulden-Schurken-Staaten“ drohten nicht anders zu verfahren -, verkündete der Präsident der Europäischen Zentralbank in Frankfurt Jean-Claude Trichet, seine Notenbank wolle nun – im Kampf gegen eine angeblich drohende Inflation, zum Zwecke von sparsamer Wertsicherung des Euro ? - mit neu geschöpften, zusätzlichen EZB-Euros mehr oder weniger vorbehaltlos Staatsschuldverschreibungen kaufen, also die Geldmenge vergrößern. Wo man doch hätte erwarten können, daß die Geldmenge verringert wird, weil sie – scheinbar inflationär wirkend – einer zu geringen Warenmenge gegenübersteht.

 

Zum Tatsächlichen:

a) Daß die EZB die umlaufende Geldmenge relevant vergrößert, ist nicht nur richtig sondern notwendig. Das ahnen auch die USA, Großbritannien und Frankreich so. - Euro-Europa leidet nämlich seit langem unter einer viel zu geringen umlaufenden Geldmenge, unter einer sich daraus ergebenden Deflation. Ohne viel mehr zusätzlicher (!) – nicht von A an B ausgeliehener (!) – Kaufkraft ist ein Wertewachstum in der Euro-Zone, damit ein Mehr an sinnvoller Beschäftigung, an Steuereinnahmen, an Sozialleistungen völlig unmöglich. Wenn Axel Weber, damals Trichets möglicher Nachfolger bei der EZB, die notwenige zusätzliche Kaufkraft „baldmöglich“ wieder einsammeln wollte, was auch Trichet ängstlich angekündigt hat – unterstellt einmal, sie wäre tatsächlich relevant groß - , führte das unweigerlich zu einer wirtschaftlichen und politischen Katastrophe. Wer dagegen von der hier zur Debatte stehenden Geldmengenvergrößerung eine Inflation befürchtet, fühlt wie jemand, der einem Durstenden ein Glas Wasser verweigert aus Sorge, er könne den Bedürftigen damit ertränken. Hier ist nicht von zu viel Geld die Rede sondern von hinreichend viel. „Also“, hätte man rufen dürfen, „M. Trichet, nur zu! Bringen Sie viel mehr Kaufkraft in Umlauf!“

 

b) Eine andere Frage ist, ob die EZB überhaupt einem Staat Geld zuführen sollte, dem der Markt aus Sicherheitsgründen kein Geld leihen mag. So erzieht man sich jedenfalls keine sparsamen Schuldner.

 

c) Und noch eine – wichtigere – Frage ist, ob neu, zusätzlich emittiertes Geld ausgerechnet über einen Staatshaushalt dem Geldkreislauf zugeführt werden sollte und nicht über die Haushalte der Bürger. Letzterer Weg ist möglich. Man kann dem Staat neues Geld durchaus ausschließlich mit der verpflichtenden Auflage zureichen, daß er seine Bürger in der entsprechenden Höhe steuerlich entlastet. Dann hat der Bürger das Recht der ersten Nutzung und nicht der Staat, der ja gegebenenfalls damit U-Boote erwirbt, wo doch der Bürger niemals so unvernünftig ist, selbst dann nicht, wenn er Plastikspielzeug kauft.

 

d)Schließlich: Wenn die EZB fast zinslose Kredite gewährt und auf diese Weise die Kaufkraftmenge im Markt einerseits vorteilhaft vergrößert, drückt sie jedenfalls auch immer den Marktzins, was andererseits im Prinzip zur Folge hat, daß die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und damit die Kaufkraftmenge zurückgeht. Paradox.

 

e) Nur am Rande hinterfragt: Ist es nachvollziehbar, daß die EZB am Handel mit Schuldverschreibungen Geschäftsbanken verdienen läßt? Daß sie die Exmittierungen den Empfängern nicht unmittelbar zuführt?

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Die Ursache und die Lösung Ihrer Krise,

Herr Ministerpräsident !

 

Brief an den griechischen Ministerpräsidenten

 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident !

 

Wie die meisten Deutschen verfolgen auch meine Freunde und ich mit freundschaftlichem Interesse und ernsthafter Betroffenheit, vor welchen gefährlich wirkenden Problemen Griechenland und seine Menschen derzeit stehen. Wir haben auch über Griechenland gearbeitet und erlauben uns, Ihnen folgende Analyse und ein sich aus dieser ergebendes Lösungskonzept zu unterbreiten:

 

a) Das zentrale oder Ausgangsproblem: Die „Öffentlichen Hände“ in Ihrem Land haben, wie es heißt, nicht genügend Steuereinnahmen, um hinreichend viele bisherige Staatsbedienstete weiterbeschäftigen zu können, ihnen ihre Gehälter, Löhne, den Pensionären und Rentnern ihre Altersruhegelder nicht kürzen zu müssen, auf Steuer- und Gebührenerhöhungen verzichten, für die Menschen im Land elementar wichtige Investitionen verwirklichen zu können. – Hier gibt es unserer Kenntnis nach und entsprechend unserer Grundkonzeption vier erfolgssichere Problemlösungswege (ba –bd):

 

b) ba) Es ist ganz gewiß machbar, die Wirtschaftskonjunktur in Griechenland relativ kurzfristig so entscheidend stark zu beleben, daß die entsprechend steigenden steuerpflichtigen Einkommen der Wirtschaftssubjekte  Steuereinnahmen in zusätzlichen Milliarden-Summen fließen lassen. (Siehe. 3)).

 

bb) Die öffentlichen Haushalte Griechenlands können, wenn man das politisch will, jährlich um zig Milliarden entlastet werden, ohne daß die Lebensqualität der Bürger auch nur leise beeinträchtigt, die Wirtschaftskonjunktur eingeschränkt wird. – Es ist wohl tatsächlich nicht opportun, diese Möglichkeit öffentlich zu erörtern; wenn man aber diskret und psychologisch abgesichert entsprechend vorgeht, dann wird Griechenland auf viele hier gemeinte weniger wichtige bis unsinnige Ausgaben sukzessive verzichten dürfen.

 

bc) Die Effizienz der Besteuerung der Bürger Griechenlands könnte wohl vergrößert werden. Wobei es entsprechende Probleme wohl in allen Staaten der Erde gibt. Es ist deshalb überall unabdingbar, daß den Bürgern überzeugend glaubhaft gemacht wird, daß alle Steuern durchweg tatsächlich ausschließlich in ihrem persönlichen Interesse verwendet werden und daß verweigerte Steuern unmittelbar und zwingend die Lebensqualität der Bürger kürzen. Sind diese Voraussetzungen gegeben, steigt die sogenannte Steuerehrlichkeit und ist eine schärfere gesetzliche und administrative Steuerpolitik politisch durchsetzbar.

 

bd) Im akuten und befristeten „Notfall“ kann selbstverständlich auch Griechenland Staatsbesitz, der nicht aus entscheidenden Gründen im Staatsbesitz  bleiben sollte oder muß, veräußern. Die akute soziale Lage der Bürger ist wichtiger als das Prestigebewußtsein, „dieses oder jenes ist unser Eigentum“. Gleich ob ein Museum oder ein Verkehrssystem „griechisch“ ist oder ..., die Nutzer müssen es immer über Gebühren finanzieren.

 

Zur Verbesserung der Konjunktur

c) Vielleicht hätte Griechenlands Wirtschaft auch sonst nicht gestrotzt, aber den katastrophalen Einbruch hat der Eintritt des Landes in die Euro-Währungsgemeinschaft verursacht. Es war ein Jahrhundertfehler, nicht zu bedenken, daß eine Gemeinschaftswährung für Staaten mit unterschiedlich hohem jährlichem Sozialprodukt und Exportpotential zwangsläufig zu einem ständigen Abfluß von Kaufkraft aus den „ärmeren“ in die „reicheren“ Länder und damit zu einer Kaufkraftdürre in ersteren führt. So daß die Länder mit der Dürre sich schließlich nur noch über Schulden versorgen können. Was in Griechenland so war. Abgesehen davon, daß die Exportländer Griechenland fortlaufend zum Importieren über Schulden verführten bzw. nötigten. – Wäre Griechenland bei seiner Drachme geblieben und hätte eine progressive Geldmengenpolitik betrieben, stünde jedenfalls der Inlandsmarkt und der Steuerfluß besser da.

d) Jetzt sollte Griechenland nicht aus dem Euro-Verbund austreten, weil das dem Selbstwertgefühl der Griechen und der Wertschätzung und der Freundschaft anderer Völker abträglich wäre. Sondern unbedingt neben dem Euro eine parallel zu diesem wirtschaftende griechische Zweitwährung einführen, von der Griechenland  autonom so viel in Umlauf setzen muß, daß die Summe der Güter, die in Griechenland produzierbar ist und nach der dort Bedarf besteht, – wenn nicht gegen Euro jedenfalls – gegen die Parallelwährung abgesetzt werden kann. Frei konvertierbar zum Euro mit einem Kurs 1:1. – Mit dieser Zweitwährung zahlt Griechenland alles – gesicherte Arbeitsplätze für Staatsbedienstete, überkommene Löhne/Gehälter und Renten, wichtige Investitionen -, für das nicht genügend Euro zur Verfügung stehen. Mit der Parallelwährung dürften auch Steuerforderungen des Staates beglichen werden. Die Inlandskonjunktur wird boomen. – Griechenlands Export und Import wird weiterhin mit Euro abgewickelt.

 

Zur Schuldenproblematik

e) Obwohl das allgemeine Klagen über die Staatsschulden Griechenlands entweder als hysterisch interpretiert oder aber als unehrlich bezeichnet werden darf, sollten Staatsführung, Regierung und Parlament des Landes sofort in einer öffentlichen Erklärung hochoffiziell versichern,

 

ea) alle Kredite und die entsprechenden Zinsen prinzipiell zurückzahlen zu können, entsprechend hafte letztlich immer das Staatsvermögen,

 

eb) ab sofort die Nettoschulden nicht weiter zu erhöhen (die unter d) vorgeschlagene Zweitwährung ermöglicht das) und

 

ec) grundsätzlich bereit zu sein, die Außenstände jährlich um X% zu senken, wenn eine dazu passende Stundung des jeweils bleibenden Restbetrages vereinbart werden konnte. – Zusätzlich folgende Positionen:

 

f) Griechenlands Schulden sind keineswegs objektiv zu hoch. Die Höhe dieses Fremdkapitals darf vernünftigerweise nicht an die Höhe des Sozialproduktes gekoppelt werden sondern nur an den Kapitalertrag, der mit diesem Fremdkapital erwirtschaftet wird. Kredite können ja nicht schon aus dem Umsatz bedient werden. – Das von der EU festgelegte Limit ist total willkürlich. Seine Überschreitung hat unnötigerweise die derzeitige Krise zu einem Spektakel hochgeputscht, weil jetzt an sich überflüssige Angst aufkam, der Kurs der Staatsanleihen zu Gunsten von Spekulanten sank, die Zinsen für Anschlußkredite wegen der Angst und der niedrigen Kurse erhöht werden wollten. Obwohl der Kapitalmarktzins wegen einer Kreditschwemme nicht stieg. – Zudem:

 

g) Zudem sind zwei Tatsachen in Betracht zu ziehen:

 

ga) In dem Maße, wie es sich bei den griechischen Außenstände um direkte oder indirekte Zuflüsse der EZB handelt, also um zusätzlich emittiertes, weil marktumsatznotweniges Geld, sind diese Schulden keine Schulden - mag die EZB sie auch immer so buchen -, weil es hier gar keine Gläubiger gibt und dieses Geld nie an die EZB zurückfließt, um Gottes Willen nicht zurückfließen darf. Da Griechenland allerdings das Vorrecht der ersten Nutzung des Neugeldes hatte, das anschließend im gesamten Euro-Raum umfließt, sollte Griechenland für vielleicht zwei Jahre Zinsen an einen Euro-Sozial-Fond überweisen und danach entlastet werden.

 

gb) Der freie Kapitalmarkt ist als ein Topf zu verstehen, den verschiedenste Unternehmen, Sparinstitute, Versicherungen laufend speisen und aus dem diese Geldkapital laufend wieder abziehen. Rein - raus, der Stock bleibt im Grunde immer gleich groß. Das Geld der Einleger wird dort gespart, und man ist darauf angewiesen und wegen der Zinsen daran interessiert, daß das Geld zwischengeparkt bleibt. Man ist nicht an einen Rücklauf interessiert; was sollen Versicherungen auch mit dem vielen Geld machen? Im Tresor aufheben, es den Versicherten zur Selbstbewahrung zurückgeben, damit es dort gehortet und auf dem Markt als Kaufkraft lebensgefährlich fehlt?

 

h) Griechenland muß grundsätzlich evtl. steigende Kapitalmarktzinsen beim Verkauf von Schuldverschreibungen akzeptieren. Das geht bei steigernder Steuerkonjunktur und kann ggf. durch Reduzierung von Anschlußkrediten kompensiert werden. Außerdem: Wird gemäß a)–g) verfahren, halten sich Zinsen in Grenzen. Kapital gibt es genug. Und: Lieber Griechenland als Lehman Brothers.

 

i) Auf Einmischung ausländischer Experten in die Finanz- und Wirtschafspolitik seines Landes darf Griechenland freundlich verzichten.

 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

Wir würden uns – auch für Ihr Land – freuen, wenn es uns gelungen wäre, Ihnen einige nützliche Hinweise anhand zu geben. Mit liebevollem Gruß für alle unsere griechischen Freunde und mit der Bekundung unserer vorzüglichen Hochachtung für Sie persönlich – zeichne ich als

Ihr ergebener

 

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Griechenschulden sind kein wirkliches Problem. -

Zu einer Katastrophe kann es allerdings kommen, wenn Ängstliche oder Schlitzohren

ein Problem nur vortäuschen.

 

a) Vernünftigerweise darf ein Kredit nur dann gewährt werden, wenn der Kreditnehmer absolute Sicherheit bietet, die zum Termin gewiß flüssig gemacht werden kann. Jedes andere Kreditgeschäft ist unredlich, da der Kreditnehmer den Vorteil genießt, der Kreditgeber das Risiko trägt.

 

b) Unter den Bedingungen von 1) sind Staatsschuldverschreibungen die sichersten Schuldpapiere, da ein Staat im Prinzip immer Sicherheiten bieten kann: Den gesamten Staatsbesitz.

 

c) Daß Griechenland immer seine Zinsen zahlen kann, ist nicht ernsthaft zu bezweifeln. Ggf. können immer andere Staatsausgaben gekürzt werden.

 

d) Staatsschulden sind als unbefristete Investitionskredite zu verstehen, von denen einzelne Lots auslaufen, das Gesamtvolumen aber weitgehend stehen bleibt, wie Aktienvermögen einer AG. Der Kapitalmarkt will die Summe von Staatsschulden im Prinzip nie zurückhaben, er lebt von den fortdauernden Krediten. Erst dann, wenn die Griechen auf die Idee kämen, ihre Investitionen zukünftig zunehmend aus eigenen Rücklagen zu finanzieren, würde das Kapital automatisch zurückfließen.

 

e) Unterstellt, daß Griechenland seine Kredite doch einmal nicht bedienen könnte, dann bliebe Griechenland aktuell im Zahlungsrückstand. Als Mitglied der Gemeinschaft rechtschaffener Staaten würde es aber niemals erklären, man werde nie zahlen. Und die Kreditgeber hätten keinen Grund, auf vollständige oder teilweise Zahlung gänzlich zu verzichten. Es ist eine Unverschämtheit, mit der unsere Obrigkeit Schuldenerlasse gewährt – zu Lasten von Bankkunden, Bankgesellschaftern und Steuerzahlern.

 

f) Die aktuelle sog. Krise hat vier Auslöser:

 

fa) Brüssel hat ein unnötiges Limit für Staatsschulden verordnet. Als Griechenland diese Ordnung mißachtete, riefen die „Hohen“:„Feurio !“ und die Welt bekam Angst. Unbegründet, aber immerhin.

 

fb) Wegen der schlechten Absatzlage wurden laufend relativ wenig Investitionskredite nachgefragt, was den Zinssatz auf dem Markt tief fallen ließ. Da blufften die Kreditgeber auch: „Feurio !“, nutzen die Chance, vom angeblichen schlechten Kreditnehmer höhere Zinsen zu erpressen.

 

fc) Wird ein Staat schlecht geredet, sinkt der Zwischenverkaufspreis der Anleihen. Also auch deshalb „Feurio !“. Spekulanten outeten sich selbst mit dem Geständnis, sie diskriminierten die Anleihen und kauften sie gleichzeitig, um sie bei Fälligkeit zum hohen Nominalwert wieder abzustoßen.

 

fd) Griechenland hat mit seinen Schulden wesentlich Importe aus dem Euro-Ausland bezahlt. Euro-Ausland will immer noch mehr exportieren und Kaufkraft zum Importieren in den griechischen Markt pumpen - als Kredit. Deshalb „Schutzschirme“ und Schuldenerlasse.

 

g) Was tun und zwar richtig? –

 

ga) Alle außergriechischen Einrichtungen unterlassen sofort jede Einflußnahme auf die griechische Fiskalpolitik. Deutschland veranstaltet vielmehr Griechische Werbe- und Freundschaftswochen.

 

gb) Alle direkt und über Geschäftsbanken an Griechenland gegebenen Zentralbankkredite, die keine Schulden verursachen, weil es keinen Gläubiger gibt, werden annulliert, die Geschäftsbanken entsprechend entlastet.

 

gc) Geschäftsbanken und Versicherungen gewähren absolut keinen Schuldennachlaß. Griechenland kann diese Schulden tatsächlich wohl bedienen. Zukünftig dürfen Geschäftsbanken und Versicherungen Kredite aus Kundeneinlagen nur gegen absolute Sicherheiten gewähren. Für entsprechende alte Forderungen bürgt notfalls der Staat.

 

gd) Die Zentralbanken dürfen keine Kredite mehr gewähren. Zusätzliche Euros werden ausschließlich per endgültiger Emittierung nach Einwohnerzahl auf alle Eurostaaten verteilt.

 

ge) Geschäftsbanken dürfen kein Geld mehr schöpfen.

 

gf) Durch Einführung einer neben dem Euro umlaufenden nationale Zweitwährung in Griechenland, Frankreich und Deutschland, ggf. auch in sonstigen Euro-Staaten, wird die Inlandsabsatz-Konjunktur bedeutsam angekurbelt, die Abhängigkeit vom Export aufgehoben und die Steuereinnahmen werden erhöht.

 

 

           Kurzfassung:

Keine Angst wegen „Griechenland & Co.“ !

 

a) Der internationale Kapitalmarkt, der durch verschiedene Anleger gespeist wird, hat Griechenland & Co. in den letzten Jahren ein sehr hohes Kreditvolumen zur Verfügung gestellt, es als Fremdkapital investiert, ähnlich wie sonst Aktionäre in ein Unternehmen Geld als Fremdkapital investieren.

 

b) Daß die Schuldnerstaaten ihre Anleihen je würden zurückzahlen können, haben die Kapitalgeber nie geglaubt. Denn der Kapitalmarkt wollte das Geld nicht eigentlich zurückhaben. Er hatte es im Prinzip auf Dauer investiert; nur einzelne Anleger innerhalb des Kapitalmarktes wechselten untereinander ab. Ein Kapitalmarkt sammelt Kapital, um auf Dauer durch dessen Verleihen Zinsen zu verdienen. – Er hätte zurückfließendes Kapital woanders investieren können? Nicht leicht, denn auf dem Kapitalmarkt herrschte immerzu ein Überfluß an Kapital. Und europäische Anleihen waren immer sicherer als Anleihen etwa von „Lohmann Sisters“. – Für den Kapitalmarkt und für Griechenland & Co. war die Welt in Ordnung; denn die Zinsen konnten die Schuldner ja bezahlen.

 

c) Die „Krise“, die dann aufkam, war eine Scheinkrise, aus verschiedenen Gründen inszeniert:

ca) Zwar kam auf dem Kapitalmarkt Unruhe auf, als man wahrnahm, daß Griechenland & Co. höhere Schulden anhäuften, als laut EU erlaubt war. Aber das EU-Schulden-Limit ist sachlich nicht nachvollziehbar – Unternehmen mit wenig Fremdkapital können vor einer Pleite stehen, solche mit höherem vor Erfolg strotzen. Die unbegründete Aufregung eröffnete allerdings Möglichkeiten:

 

cb) Besitzer von Schuldverschreibungen von Griechenland & Co. mußten nun bei Verkäufen vor Fälligkeit Preisabschläge hinnehmen, während die Käufer später den vollen Nennwert kassieren konnten. Kaufinteressenten mochten die Unruhe inszenieren, auf Kursgewinne spekulieren.

 

cc) Und nach Gewinn strebende Kreditgeber konnten nun für Anschlußkredite höhere Zinsen fordern, obwohl der allgemeine Kapitalmarkt keine Zinssteigerung verzeichnete.

 

d) Gleichzeitig ermunterte die weltweite Exportwirtschaft die Schuldenstaaten, noch mehr Kredite aufzunehmen, um noch mehr importieren zu können, nötigte sie den Kapitalmarkt, weitere Kredite zu gewähren, zu verbürgen und eventuell auf Forderungen zu verzichten.

 

e) Was müssen Schuldenländer jetzt tun?

 

ea) Feierlich erklären, daß man seine Schulden, wenn das je gewünscht würde, was nicht zu erwarten ist, notfalls durch Einsatz jeglichen Staatsvermögens, voll zurückzahlen werde. Zinsen immer bedienen.

 

eb) Die Einführung des Euro hat der Binnenwirtschaft der Schuldenländer vorhersehbar und zwangsläufig existentiell geschadet. Jetzt muß man seine eingetretene vergrößerte Schuldenabhängigkeit durch Steigerung der eigenen Staatseinnahmen bedeutsam verringern, dies speziell, indem man die Binnenkonjunktur durch die unverzichtbare Einführung einer neben dem Euro umlaufenden nationalen Zweitwährung bedeutsam belebt.

 

e) Was müssen die Gläubiger tun?

 

ea) Die Europäische Zentralbank (EZB), deren Filialen und die übrigen Euro-Staaten dürfen nie mehr Kredite und Bürgschaften gewähren – den aktuellen Schuldenländern und allen anderen Staaten nicht. Kredite dürfen nur auf dem freien Kapitalmarkt angeboten werden.

 

eb) Alle direkten und indirekten Schulden bei der EZB sind allen Schuldenstaaten der Euro-Zone zu einem bestimmten Termin zu erlassen. Was keinerlei schädliche Folgen haben kann. Bis zum Termin des Schuldenerlasses müssen die Kredite verzinst werden.

ec) Zwecks Sicherung von Kundeneinlagen sind Geschäftsbanken gesetzlich zu verpflichten, Kredite nur noch gegen absolute dingliche Sicherheiten zu gewähren, zu Laufzeiten, die eigenen Rückzahlungsverpflichtungen voll entsprechen.

 

f) Und noch: Schulden beeinflussen den Geldwert nie. Es geht hier nur Geld von Gläubigern auf Schuldner über, ohne daß sich die Geldmenge inflationär vergrößert.

 

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Die realistische, schnelle und nachhaltige Lösung der   Griechenland-Krise

und die anderer Euro-Krisen-Länder

 

 

Sofortmaßnahmen und entsprechende Bekundungen

 

 

1)Einführung einer Zweitwährung

 

(Also, hier als Beispiel) Griechenland führt als zweites, neben dem Euro verwendetes, gesetzmäßiges und mit dem Euro automatisch gleichwertiges Zahlungsmittel, eine Neu-Drachme ein. Mit dieser Zweitwährung wird ab sofort und dann fortlaufend die Binnenwirtschaft des Landes und damit dessen Steueraufkommen entscheidend gestärkt - und damit deren gesamte wirtschaftlichen sozialen und kulturellen Zukunftsmöglichkeiten. Der katastrophale wirtschaftliche Niedergang, den das Land durch seine unvernünftige Einordnung in das Euro-Währungssystem zwangsläufig erfahren mußte, wird damit gestoppt und wiedergutgemacht.

 

2) Einführung wie ?

Das nationale „Drachmen-Währungsamt“ stellt dem nationalen Finanzministerium sukzessive so viel Drachmen zur Weitergabe an den Wirtschaftskreislauf des Landes zur Verfügung, bis die Binnenabsatzkonjunktur boomt. - In den Markt eingeschleust wird das zusätzliche Neugeld u.a. über eine Erhöhung von Klein-Pensionen und Kleinrenten, eine Erhöhung von Niedriglöhnen von Staatsbediensteten, eine Erstellung von im Interesse der Bevölkerungsmehrheit liegenden Sozial- und sonstiger Infrastruktur-, ggf. zukunftsfördernder Produktionseinrichtungen, über die teilweise Geldzahlungen des Staates für Löhne und Sachgüter in der Drachmen- statt der Euro-Währung.

 

3) Staatliche Sparpolitik gegen weitere Erhöhung staatlicher Schulden

Der Staat verzichtet – jedenfalls vorübergehend – auf alle nicht im unmittelbaren Interesse der breiten Bevölkerungsmehrheit liegenden Ausgaben für Anschaffungen jeder Art, d.h. auch auf alle Ausgaben für militärische Zwecke. – Für den Staat gibt es dann aktuell keinen Grund mehr, weitere zusätzliche Kredite aufzunehmen.

 

4) Behandlung von eigenen Staatsschulden

Der griechische Staat erklärt noch einmal ausdrücklich, auch in Zukunft alle gegenüber allen Seiten eingegangene alte und neue Zinsverpflichtungen ohne Wenn und Aber zu erfüllen. – Für eventuelle neue Kredite – etwa in Euro-Währung - verpflichtet man sich ohne Einschränkung zur vom Kreditgeber gewünschten vertragsgemäßen Rückzahlung. – Alle entsprechenden auslaufenden Kreditverträge versichert man ausdrücklich, termingerecht zu tilgen.

Wobei er aber für sich von der Tatsache ausgehen sollte, daß ein Kapitalmarkt als solcher an einer Schuldentilgung im Prinzip niemals wirklich interessiert ist, da sowohl der als Leihgeber wie auch ein Leihnehmer, unter verschiedensten Aspekten bewertet, immer gleichermaßen Nutznießer des Verleih-/Leihvorgangs sind. (Der Leihgeber möchte Geld zinsbringend aufbewahren lassen und seinen Kreditnehmern Einkäufe bei sich ermöglichen, und der Leihnehmer möchte durch Investitionen heute Vorteile erzielen und diese morgen bezahlen.) – Um imaginäre Sorgen seiner Kreditpartner zu vertreiben, kann Griechenland auf sein gesamtes Staatsvermögen – als Sicherheit verweisen.

 

5) Griechische Staatsschulden und Kredite griechischer nichtstaatlicher Unternehmen in Euro-Währung bei nichtgriechischen Notenbanken

Bezüglich derartiger Schulden ist darauf hinzuweisen, daß es sich hier nicht um wirkliche Schulden handelt. Die Notenbanken haben ihrerseits keine Gläubiger, die ein „Recht“ an ausgeliehenem Geld hätten, sondern haben dieses Geld selbst „gemacht“, primär weil sie den Gesamtmarkt - allgemein notwendig - mit ausreichend viel Geld ausstatten mußten. Dieses Geld darf nie mehr aus dem Markt genommen und danach wieder „zunichte gemacht“ werden, weil das eine Konjunkturkatastrophe im Gesamtmarkt auslösen würde. Kreditnehmern aus derartigen Geldschöpfungen, die nun einmal zu Erstnutzern des Geldes geworden sind, muß das Geld belassen, ihnen der Status eines Schuldners genommen werden. Sie sollten sich lediglich dazu bereit erklären müssen, für zukünftig noch etwa drei Jahre Marktzinsen zu zahlen.

 

6) Schulden griechischer nichtstaatlicher Unternehmen und Privater

Für Kreditgeschäfte, die Wer-und–wo-auch-immer mit griechischen nichtstaatlichen Unternehmen tätigt, darf und sollte sich der griechische Staat als nicht zuständig erklären und sich entsprechend verhalten.

 

7) Von Griechenland an Deutschland gewährte Staatskredite

Die offiziellen und amtlichen Kredite, die Deutschland vor 1945 in Griechenland aufgenommen hat, sollte Griechenland von der Bundesrepublik Deutschland zurückbezahlt haben wollen. - Seinerzeit deutscherseits „mehr oder weniger offiziell requiriertes“ griechisches Eigentum und sonstige bedauerlichen Kriegsschäden sollte Griechenland unbedingt als historisch verjährte Ansprüche abschreiben.


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Wein‘ nicht um Dich, Argentinien !


1)In den letzten Tagen füllten die Medien ihre Programme oder Seiten wieder einmal mit beängstigenden Meldungen und Meinungen. Und viele Menschen ringsum bekamen auch sogleich wieder Angst. Manche zeigten die Angst deutlich, andere schafften es gerade noch, diese Angst zu verdrängen – wobei solche unbewußt Verängstigten vielleicht besonders viel Angst hatten. –

Das Angst auslösende Alarmwort hieß erneut „Pleite“. Wie vor Jahren Griechenland, diesmal stehe Argentinien vor einer Staatspleite, erfuhr die Öffentlichkeit. Und: Ob wir wohl – wieder – auch für diese Pleite mit zahlen müssen, lautete die sofortige Schreckensfrage; oder ob das in Deutschland am Ende auch einmal so kommen werde? - Die Medien hatten ihren Knüller und die von den Medien informierten Menschen das Gefühl einer wieder einmal aufkommenden Panik. - Hatte also jedenfalls diesmal Argentinien Anlaß zum Weinen ? Oder die Welt wirklichen Grund, sich vor dem Zustand und wegen der Entwicklung Argentiniens zu sorgen ?

 

2) „Nein“, meint die Regierung Argentiniens, wir sind nicht zahlungsunfähig, „man erlaubt uns nur nicht, zu zahlen“. Und dann verweist die gegenwärtige argentinische Regierung, die sich als neoperonistische und darum nicht als Freundin der USA versteht, daß ein US-amerikanisches Gericht, auf Antrag eines US-Hedgefonds, welcher durch spekulativen Handel mit argentinischen Staatsanleihen viel Geld verdienen konnte, argentinisches Auslandsguthaben hat „einfrieren“ lassen. Und daß deshalb jetzt eine US-amerikanische Ratingagentur verkünde, Argentinien könne seine Schulden nicht problemlos bedienen; was einmal nicht stimme und zudem, wenn es denn zutreffend wäre, mitnichten als Pleitezustand bezeichnet werden dürfe.

 

Was also „läuft“ nun in Argentinien ? Oder wegen Argentinien ?

 

3) Zuerst eine beruhigende Behauptung: Unter dem Titel „Argentinien“ läuft derzeit ein Krimi, ausschließlich ein Krimi, in Form einer dramatischen Fiktion. Und sonst läuft weiter nichts.

Denn Argentinien leidet derzeit nicht wirklich Not – jedenfalls nicht aufgrund seiner aufgenommenen Kredite – und wird auch zukünftig in diesem Zusammenhang keine Not leiden müssen. - Und die Gruppe der Hegefonds-Händler – die Gruppe (!) - hat auch keinen Schaden erlitten oder muß einen solchen noch befürchten. So diese Händler in der Zeit zwischen der Ausgabe und der Fälligkeit der argentinischen Staatsschuldpapiere diese untereinander gehandelt haben, hat gegebenenfalls einer zu wenig verdient, weil der andere entsprechend viel verdient hat; ein Null-Summen-Spiel also innerhalb der Gruppe. – Und die übrigen Gläubiger des südamerikanischen Staates – dann unter anderem die deutschen - haben auch nur dann an Vermögen „verloren“, wenn sie – dann freiwillig – auf einen Teil ihrer Forderungen verzichtet haben. Sie hätten ihre Kredite gewiß voll und ganz – samt Zinsen und ziemlich prompt - überwiesen bekommen, wenn sie geduldig bis zu der Fälligkeit der Kredite gewartet, auf deren volle Bedienung ohne Wimpernzucken bestanden hätten und nicht – aus eigenem Interesse, beziehungsweise im Interesse von Exportunternehmen ihrer Länder -  die Summe ihrer Forderungen herunterzusetzen bereit gewesen wären. – Schaden könnten jetzt allenfalls die Eigentümer der Kreditinstitute beziehungsweise die Steuerzahler der involvierten Länder nehmen, wenn die Kreditgeber-Banken oder –Versicherungen das gewährte „Geschenk“ an Argentinien nicht selbst verkraften, „schultern“ können und deshalb staatliche „Schutzschirme“ über zwar nichtstaatliche aber „systemrelevante“ Wirtschaftsunternehmen gespannt werden „müssen“.

(Siehe 4) !)

 

4) Dann die beweisende Erklärung: a) Argentinien ist reich. - Was Argentinien wirklich „notwendig benötigt“, kann es weit überwiegend im eigenen Land selbst produzieren.  - Den notwendigen Restbedarf kann es gegen Divisen aus dem Ausland importieren, die es durch den Export von Eigenproduktionen erwirbt, die es nicht selbst notwendig benötigt. – Man darf davon ausgehen, daß durch den Export weiterer nicht benötigter Eigenproduktionsmengen zusätzlich noch Importe finanziert werden können, die einer Verbesserung der argentinischen Produktionsstruktur und der Anhebung des Lebensstandards zu Gute kommen.

 

b) Erst wenn man zum zukünftigen Vorteil gewünschte Investitionen vorzeitig vornehmen möchte, und die entsprechenden finanziellen Mittel nicht durch den unter a) angesprochenen Export zu erwirtschaften sind, wird man die Investitionen mit Auslandskrediten finanzieren müssen.

 

c) Hierzu ist dann allerdings noch anzumerken, daß die Kredite, die Argentinien im Laufe der letzten Zeit aufgenommen hat, nicht nur zu Gunsten von Argentinien überwiesen wurden, sondern gleichermaßen im Interesse der Kreditgeber. Investitionskredite sind niemals eine „Milde Gabe“, eine Außenhandelsbank heißt ja auch nicht St.-Martin-Bank. Die Kredittransfers brachten den Kreditgebern Zinsen, die diese im Interesse ihrer Einleger zwingend benötigten; andernfalls würden die Einleger ihr Geld nicht zur Bank bringen sondern bei sich sparen, aufheben.

Kapital verleihen zu können, es loszuwerden im Markt, ist für Banken durchaus eine Existenzfrage. – Und da man zudem möglichst hohe Zinsen erzielen möchte oder muß, muß man möglichst viel Kapital verleihen können. Das Verhältnis zwischen angebotenem und nachgefragten Kapital bestimmt nämlich dessen Preis, den Zins. Da ist also jeder Kreditnehmer für den Geber geldwert. – Weiter sind bekanntlich Staatsanleihen immer im Prinzip sichere Anlagen, viel sichere als etwa Aktienanlagen. Weil eine Bank auf sicher gehen möchte, leiht sie lieber einem Staat als daß sie immer wertunsichere Aktien erwirbt. – Das Hauptinteresse der Banken, Geld ins Ausland zu verleihen, wird aber von den Exportunternehmen und der Politik des jeweiligen Landes immerzu geradezu nachdrücklich geweckt. Banken werden verführt und genötigt, Auslandskredite zu wagen, damit das Ausland mit diesen „Schuldengeldern“ möglichst viel Waren aus dem Land der Kreditgeber importieren kann. Es werden da „notfalls“ Bestechungsgelder in Millionenhöhe überreicht, damit Kapital geliehen wird, mit dem dann – sagen wir – Milliarden teure U-Boote importiert werden können. Politik und Wirtschaft sind auf derartigen schuldenfinanzierten Export angewiesen, weil aufgrund der im eigenen Land gegebenen Währungspolitik nicht so viel im Land erstellte Produkte verkauft werden kann, daß alle arbeitswilligen Bürger einen Arbeitsplatz finden können.

 

d) Beruhigend gegen die Angst müßte auch die Information wirken, daß man die Auslandsstaatsschulden Argentiniens auf rund 150 Milliarden Euro rundrechnen darf. Argentinien hat weniger als  50 Millionen Einwohner. Bei 50 Millionen entfallen auf jeden Einwohner – umgerechnet - 3000 Euro dieser Schulden. Deutschland hat dagegen bei rund 80 Millionen Bürgern – runden wir ab – insgesamt 2 Billionen „Miese“. - Oder: Nach den EU-Verträgen von Maastricht soll ein EU-Mitglied mit seinen Schulden die Höchstgrenze 60 % des Brutto-Inlandsproduktes nicht überschreiten. Deutschland hat derzeit bei über 75 % dieses Limit etwas überzogen; die entsprechenden Schulden Argentiniens liegen in dieser Zeit bei etwa 15 Prozent des BIP.

 

e) Wichtig ist zu beachten: Sogenannte Staatsschulden sind, richtig definiert, Fremdkapital. Fremdkapital eines Staates, wie Aktien Fremdkapital einer AG sind. Wobei, wie gesagt, Staatsschulden im Allgemeinen wertstabiler sind als Aktien, besonders aber wertstabiler als Immobilieninvestitionen. Und die Summe (!) von Staatsschulden ist – wie die von Aktien – im Prinzip nicht befristet rückzahlungspflichtig. Zwar wechseln die Anleger untereinander; der Aktionär oder der Anleihensparer benötigt Bares und verkauft; aber ein Neu-Aktionär oder ein anderer „Staatsfinanzier“ wählt im Prinzip immer genau die freiwerdende Anlage-Summe. Staatsschulden werden also – praktisch – immer nur selten zurückgezahlt. Jedes Unternehmen arbeitet mehr oder weniger durchgängig mit diesem Fremdkapital. Und die Summe (!) des Kapitals will die Einlagen auch gar nicht flüssig machen. Man will ja von den Zinsen „leben“, und man muß ja sein Gespartes – Versicherungskonzerne beispielsweise – langfristig irgendwo „parken“; man kann und darf ja Rücklagen nicht „zu Hause“ aufbewahren, damit ruinierte man sonst die Konjunktur der gesamten Währungsgemeinschaft. Staatsschuldner können beziehungsweise müssen also eigentlich gar nie „pleite“ gehen – jedenfalls nicht, weil sie ihre langfristigen Schulden nicht „bedienen“ können.

 

f) Als einigermaßen abwegig outet sich die Verlautbarung der Medien, Argentinien sei pleite, wenn die gleichen Medien tatsachenentsprechend vermelden müssen, daß das Land in diesen Tagen eine zugesicherte Rückzahlungsrate im Gesamtvolumen von 642 Dollar pünktlich überwiesen hat, obwohl die USA argentinische Auslandsguthaben blockiert hatten, wie in Buenos Aires geklagt worden war.

 

5) Um was geht es denn dann aber bei dem argentinischen Schuldengerangel ? - Beispiele für das Gerangel, für den Show-Krimi, für das Räuber- und Gendarm-Spiel:

 

a) Argentinien arbeitete unter anderem mit Fremdkapital. Weil die „Meinung“ Fremdkapital zu sehr mit „Schulden“ gleichsetzt, erschrak der eine später, der andere früher über die Höhe der „Schulden“, „meinte“, diese stoppen oder kürzen zu müssen. Man schrie „Alarm !“ und die „Warnung“ hatte verschiedene Folgen:

 

b) Da auf der Kreditgeberseite – wenn auch nur latente und sachlich kaum zu begründende – Angst wegen der Sicherheit der Guthaben aufkam, zierte man sich grundsätzlich, zusätzliche Kredite einzuräumen oder alte Kredite mit neuen zu erneuern, zu verlängern. Vielleicht zierte man sich auch nur schlitzohrig, taktisch.

 

c) Denn Kreditgeber litten um diese Zeit weltweit unter niedrigen Marktzinsen und wollten sich für die Zukunft keinesfalls mit gesenkten Zinsen zufrieden geben, strebten eher gleichhohe Zinsen (trotz Flaute) an oder gar eine Erhöhung der Sätze – wegen des vermeintlichen Risikos. Mit entsprechenden Interessen im Auge, fanden die Kreditgeber es für sich voreilhaft – drücken wir uns einmal diplomatisch aus -, wenn sogenannte Rating-Agenturen (was verleiht denen eigentlich den Kompetenz-Nimbus ?) vor der angeblichen Schieflage Argentiniens warnten; diese Warnung reduzierte das ängstliche Kapitalangebot und drückte deshalb die Zinsen in Richtung nach oben.

 

d) Argentinien spielte jetzt folgende Rochade durch: Einerseits litt man unter dem Pleite-Geschrei, da dieses die Zinsen tendenziell erhöhte, andererseits konnte man hoffen, einen Teil seiner „Schulden“ erlassen zu bekommen, wenn man auf „armen halbverhungerten Mann“ machte. Und tatsächlich ließen sich die exportsüchtigen Kreditgeberländer auch bluffen und strichen ihre Forderungen zusammen – zu Lasten ihrer Banken, deren Einlegerkunden und vielleicht der Steuerzahler. Dabei: Argentinien war nicht pleite. – Die Schuldenermäßigung war nur unter dem Gesichtspunkt sinnvoll, daß man jetzt vor der öffentlichen Angstmeinung nicht mehr so naiv aussah, wenn man jetzt - bei reduzierter Summe „unsicherer“ Kredite - weitere Kredite gewährte – um weiter und noch mehr exportieren zu können. – Krimis sind manchmal richtig lustig.

 

e) Bisher hatten wir die „Kampfszenen“ Argentinien gegen Kredite aus den Exportländern. – Außerdem wurde aber gerungen zwischen Argentinien und den ausschließlich Kapitalhändlern. - So:

Kapitalhändler verleihen Geld nicht, damit man mit diesem bei ihnen einkauft, sie geben es vielmehr für eine Zeit her, verleihen es, weil sie dieses Geld nicht selbst zum Einkaufen, zum Investieren benötigen sondern „parken“ möchten und dabei dann keine „Parkgebühren“ zu zahlen sondern zu „verdienen“ (Zinsen) sich bemühen. Dabei behalten sie die Kreditdokumente (Schuldscheine) nicht unbedingt vom Tag der Ausgabe bis zum Tag der Fälligkeit in ihrem Depot. Wenn auf dem allgemeinen Kapitalmarkt der Zins sinkt, kauft einem solchen Händler gegebenenfalls jemand die vielleicht höher verzinslichen Papiere ab und zahlt dann für diese einen Preis über dem Nominalpreis. Oder: Wenn der Schuldner solcher Schulden „pleite“ zu gehen droht oder jedenfalls eine Rating-Agentur entsprechendes öffentlich weissagt, Erstkäufer also Angst bekommen, kann man solche Forderungen unter dem Ausgabepreis einkaufen und später zum vollen Nominalpreis einlösen oder zwischendurch wieder erfolgreicher verkaufen, wenn der Schuldner dann doch nicht „pleite“ gegangen ist. Zwischendurch selbstverständlich immer die Zinsen auf der Basis des Nominalwertes kassieren. - Mit solchen Händlern, die dann auch noch spekulieren und in diesem Zusammenhang die Entwicklung ihrer Objekte im Sinne ihrer Spekulation zu beeinflussen bemüht sind, hatte es auch Argentinien zu tun.

Und Buenos Aires regierte „sauer“, als solche Händler, die Argentinien herunter geredet haben mochten, dadurch die argentinischen Zinsbelastungen nach oben getrieben hatten – „Pleiteländer“ müssen am Markt höhere Sicherheitszinsen hinblättern -, diese Händler dann zum Säle-Schnäppchenpreis Schuldtitel aufgekauft haben, um anschließend von Argentinien volle Zinsen auf den vollen Nominalwert zu fordern.

Wütend aber zu Unrecht – nach den Gesetzen -, verweigerte Argentinien die Zahlung. Die Hedgefonds klagten, gewannen, ließen Argentinisches Auslandsgeld „blockieren“ - und die Medienwelt sah – mit Blick auf das gesperrte Geld – wieder einen „Pleite“. Einem Dilemma näherte sich Argentinien, als die Gerichte zusätzlich entschieden, Argentinien dürfe an andere Gläubiger – hier ging es dann praktisch um die Kreditgeber aus den Exportländern -  nicht eher zahlen als an die Hedgefonds; und man den „Exporteuren“ zugesagt hatte, an niemanden einen größeren Prozentsatz an der ursprünglichen Schuldenhöhe zu überweisen als ihnen. Also Hedgefonds nicht voll auszuzahlen, worauf die zwingend bestanden !.

 

6) Was tun?

a) In Argentinien eine von der bisher international praktizieren falschen Währungspolitik entschieden abweichende moderne, progressive, produktionskraft- und bedarfsorientierte, dabei auch inflationsunschädliche Währungspoltikk einführen und damit in Argentinien die Voraussetzung für eine dauerhafte dynamische Binnenkonjunktur schaffen. - Was möglich ist. – Danach wird die Pleite-Hysterie nicht mehr stattfinden.

 

b) Zweitens sollte und kann dann Argentinien den Gläubigern aus den Exportländern eine Nachbesserung der getroffenen Rückzahlungsvereinbarung anbieten. Dazu ist genügend Geld da und das macht einen sicheren Eindruck. Also.

 

c) Sich mit den Hedgefondsgläubigern auf einen Kompromiß einigen, dergestalt, daß die Zinsforderungen so gesenkt werden, daß die Hedgefondes ihr ramponiertes Ansehen in der Öffentlichkeit verlieren. Ein solcher Kompromiß kann geschickt politisch durchgesetzt werden.

 

Fazit: Argentinien braucht nicht zu weinen – und niemand muß um oder wegen Argentinien weinen !