Prof. Hans-Werner Sinn (Ifo-Institut) sagt ja - zu einer nationalen Parallelwährung neben dem Euro !
Nikolaus Piper, Redakteur der Süddeutschen Zeitung, hat einem Vortrag des bekanntesten deutschen Wirtschaftswissenschaftlers Hans-Werner Sinn entnommen (SZ 23.11.15, S.19), daß es – so Sinn - „ein vernünftiger Plan“ eines „ordentlichen Ökonomen“ sei, eine „Parallelwährung“ zu entwickeln, „um sich der Fesseln des Euro zu entledigen und mehr Geld ausgeben zu können“.
Was hat es mit den „Fesseln des Euro“ und der „Parallelwährung“ auf sich ?
1) Die „Fesseln des Euro“
Ein gemeinsames Währungssystem von Staaten mit unterschiedlich hohem wirtschaftlichem und sozialem Niveau bewirkt unabdingbar, daß in den nationalen Wirtschaftskreisläufen der Staaten mit niedrigerem Niveau fortlaufend, pro Kopf der Bevölkerung, ihrem niedrigen Niveau entsprechend, weniger Geld, umsatzermöglichend, konjunkturbestimmend, umläuft als in den „höher entwickelten“. Geld, Kaufkraft - und damit Wohlstand - fließen immerzu überwiegend und unverhältnismäßig in Richtung „arm zu reich“. Armut da nimmt fortlaufend – verhältnismäßig - zu, Reichtum dort wird immer größer.
Es war also ein tragischer Fehler, beispielsweise der Balkanstaaten, Italiens, Spaniens und Portugals, ihre autonome Landeswährung aufzugeben und sich so mittels des Euro an ein dauerhaftes wirtschaftlich und sozial vergleichsweise niedriges Niveau zu fesseln. - Die durch den Euro verfestigte oder gar vergrößerte soziale Ungleichheit zwischen den „Euro-Verbundenen“ zerstört inzwischen die ansonsten auf Grund ihrer gemeinsamen Geschichte und Kultur mögliche Freundschaft zwischen den involvierten europäischen Staaten und deren Völkern. – Der Euro mag sich ggf. für Betriebswirte „rechnen“, Volkswirte bewerten ihn eher als „volksschädlich“.
2) Befreiung von den „Fesseln“ – durch eine Zweitwährung, eine Parallelwährung
Den Euro insgesamt wieder abzuschaffen oder auch nur Euro-Invalide „rauszuschmeißen“, würde die Menschen Europas in lähmende Depressionen versenken oder in gefährliche Streiteren stoßen. Der Euro muß also – zunächst jedenfalls – bleiben. – Statt dessen:
a) Betroffene Staaten bringen, können freiwillig bringen, neben dem Euro in eigener Souveränität, autonom, zusätzliche, parallellaufende Zweitwährungen heraus.
b) Sie leiten ihren Bürgern – nicht ihrem Staatshaushalt und nicht den Geschäftsbanken - direkt oder indirekt – sukzessive in Lots - pro Kopf gleichhohe Neugeldbeträge zu. Als endgültige Auszahlung, nicht als Kredit etwa, zinsfrei also. – Das Neugeld fungiert als offizielles Zahlungsmittel, mit dem alle Zahlungsverpflichtungen im Inland – auch über Euro - erfüllt werden dürfen und können.
c) Zweifellos hält die Zweitwährung – überall selbstverständlich auf separaten Konten geführt – immer ein Wertverhältnis 1:1. Wie ein Gutschein auf Euro. Das Zweitgeld ist de facto „ein Euro, der im Land bleibt und dort hinreichende Absatzmöglichkeit schafft“.
d) Zweifellos wird die zusätzliche Geldmengenvergrößerung durch die Zweitwährung keinen Wertverlust für diese oder den Euro nach sich ziehen. Das geldwertbestimmende Gleichgewicht zwischen Geld- und Warenmenge ist dadurch gewährleistet, daß sich schon sofort nach Ankündigung der Zweitgeldemission eine angemessene Gütermehrproduktion in Gang setzt, die zuvor ohne die Parallelwährung nicht abgesetzt werden konnte und deshalb nicht produziert wurde.
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Siehe die Positionspapiere des Seminars für freiheitliche Ordnung unter http://sffo.de/sffo/positionen.html . Dort ist erläutert, was der Austritt aus dem Euro-Raum bringen kann und was eine echte Parallelwährung bewirken kann - eine andere Geldpolitik als die der EZB-Zwangsjacke ist jeweils die Chance, die aber auch ergriffen werden muss. Wer das begreift, kann auch weiterdenken bis hin zu einem "Staatlichen Nebengeld" oder IOUs".
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#2
HIER EIN AUSZUG DES TEXTES DER SFFO:
"Erstens braucht Griechenland eine geordnete Insolvenz – auch weitere Staaten, die ihre Schuldenlast nicht tragen können, werden sie brauchen. Wir benötigen daher in Europa eine Verfahrensordnung für die geordnete Insolvenz von Staaten und zwar im Wesentlichen aus zwei Gründen:
Die Insolvenz ist notwendig für einen demokratisch gestaltbaren Neuanfang. Statt einer zeitlich unabsehbar sich hinziehenden Entmündigung der demokratisch gewählten Organe des Schulden - Staates durch die EU begrenzt die Insolvenz den unvermeidlichen Souveränitätsverzicht des Schuldners zeitlich auf die Dauer des Verfahrens. Damit wird zugleich der Tendenz zur Aufblähung der EU zu einem Superstaat, der die verschuldeten Staaten als abhängige Provinzen behandelt, die Grundlage entzogen.
Die Insolvenz ist notwendig für ein finanzielles Überleben der überschuldeten Staaten. Unternehmen können im Insolvenzfalle liquidiert werden, also untergehen, wenn ein Sanierungsplan keine Zustimmung findet. Dem Staat, der Insolvenz anmeldet, muss – wie in der Privatinsolvenz dem Privaten – die Möglichkeit einer weiteren Existenz auf Basis eines klar zu definierenden Existenzminimums belassen werden. Ihn mehr zu belasten, ist dem Staat und seinen Bürgern nicht zuzumuten, ihn weniger zu belasten, ist den bisherigen Gläubigern nicht zuzumuten und wird das Vertrauen der Kapitalmärkte nicht wieder herstellen.
Zweitens braucht Griechenland eine Parallelwährung, etwa unter der Bezeichnung Drachme, die von der griechischen Notenbank als zusätzliches gesetzliches Zahlungsmittel ausgegeben wird. Dieser spart dem Land den Austritt aus dem Euro und damit eine Währungsreform. Das vorsorglich schon ins Ausland geflüchtete Geldkapital könnte nach Griechenland zurückkehren. Laufende staatliche Zahlungen werden 1:1 umgestellt. Durch eine dosierte Inflationierung der Parallelwährung von 5% p.a. wird die griechische Binnennachfrage stabilisiert und mit dem Angebot wachsen. Die Bevölkerung wird rasch lernen, sich inflationsgerecht zu verhalten, also beim Umgang mit der Drachme zu berücksichtigen, dass deren Wertaufbewahrungsfunktion eingeschränkt ist. Auf die Stabilisierung bzw. Stärkung der Binnennachfrage kommt es jetzt entscheidend an. Denn die notwendigen Sparmaßnahmen des Staates bedeuten zunächst einmal einen erheblichen Ausfall staatlicher Nachfrage – also das Gegenteil eines traditionellen Konjunkturprogramms. Deshalb ist das Land jetzt schon in die Rezession abgesackt und wird weiter in eine Abwärtsspirale hineingetrieben. Griechenland braucht jetzt zum Ausgleich für die schrumpfende staatliche Nachfrage ein Wachstum der privaten Nachfrage! Bei einem zum Sparen verurteilten Staat kann das nur noch mit geldpolitischen Maßnahmen erreicht werden, am einfachsten durch eine leichte, aber fühlbare Inflation der Drachme von „unter, aber nahe“ 5%. Alle Einkommen werden dadurch unverzüglich zu Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen und als Ersparnisse – bei einer steiler zu gestaltenden Zinsstrukturkurve für Drachme – Anlagen – von liquiden zu längerfristigen Anlagen und Sachinvestitionen. Durch einen – jetzt vielfach geforderten – Euro-Austritt Griechenlands soll konjunkturpolitisch durch Abwertung bei der Exportförderung angesetzt werden. Mit der Drachme als Parallelwährung wird ohne solchen Austritt die Binnenkonjunktur direkt gefördert.
Wer die Nachteile dieses Weges, insbesondere die Mühen der doppelten Preisauszeichnung, des freien Wechselkurses zum Euro usw. vermeiden möchte, setze sich für die Drachme als staatliches Parallel – oder Nebengeld ein, das bei festem Umtauschkurs zum Euro von 1:1 mit einfacher Preisauszeichnung auskommt. Auch das Nebengeld ist gesetzliches Zahlungsmittel, das die Notenbank ausgibt. Alle Verträge, Steuern, und sonstigen Zahlungspflichten, auch neue, lauten weiterhin auf Euro, können aber, soweit sie inländische sind, auch mit dem Nebengeld getilgt werden, das durch die konsequente Umstellung aller inländischen Staatsausgaben (Gehälter, Renten, Beschaffungen) in den Umlauf kommt. Die Sicherung seines weiteren Umlaufs und damit der Binnennachfrage kann wegen der Bindung an den Euro als Wertmesser nicht durch eine dosierte Inflation erreicht werden. Vielmehr ist man auf eine Entwertung der einzelnen Geldscheine angewiesen, wie sie in Deutschland bei Regiogeldern, etwa beim Chiemgauer praktiziert wird. Der Umtausch in Euro soll rechtlich nicht behindert, sondern nur ökonomisch ein wenig gehemmt werden. Um eine Flucht in den Euro zu verhindern, dürfte eine Umtauschgebühr ausreichen, die in der Nähe des Betrages liegt, um den der Geldschein in einem Jahr entwertet wird.
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#3
Unsere WoltmannZeitlerBriefe befassen sich bereits seit Jahren mit dem Thema Zweitwährung. Ähnlich wie das SFFO, das Seminar für Freiheitliche Ordnung, einem der Antroposophie und der Silvio-Gesell-Gemeinde nahestehenden Verein, argumentieren wir zu Griechenland und der Zweitwährung. Die WZB - Redaktion vertritt bei Einzelheiten andere Lösungsvorschläge und wird demnächst in einem WZB über die währungspolitischen Vorstellungen des Deutsch-Argentiniers Gesell ausführlich schreiben.
„Merkel-Plan“ - gegen das Zuwandererproblem in Deutschland - Kurzfassung –
Die Zuwanderer sind Fakt
Es ist Fakt, daß viele Hunderttausende von Zuwanderern *) sich bereits bei uns im Haus befinden, viele Hunderttausende vor der Tür stehen und viele Hunderttausende unterwegs zu uns sind.
Da ist es unangemessen, darüber zu streiten, ob oder in wie weit verschiedenste Begründungen für die derzeit beispiellose Völkerwanderung von uns akzeptiert werden; wer sie erzwungen, verursacht oder nicht vermieden oder verhindert hat (Politiker in den Auswanderungsländern); ob, wann und von wem sie eventuell zu leichtfertig in Gang gesetzt oder mitgegangen wurde und wird (Familien mit Kindern, Wohlstandswanderer) und ob man sich überall genug und gleichermaßen um Schadensbegrenzung, Hilfe und Problemlösung bemüht (von der Türkei über Griechenland bis nach Deutschland, von Bayern bis nach Mecklenburg). - Jetzt, in diesem Augenblick, ist, von wem auch immer, zunächst einmal, Hilfe gefragt.
Die Zuwanderer sind Mitmenschen
Jetzt müssen die Zuwanderer – solange sie bei uns Zuwanderer sind – von uns nicht nur menschenwürdig sondern wie Mitmenschen behandelt und ausgestattet beziehungsweise in den Stand versetzt werden, sich selbst entsprechend auszustatten. Eine sogenannte humanitäre Betreuung wird von den Betreuten oftmals als menschenunwürdig empfunden.
Eine mitmenschwürdige Ausstattung von Zuwanderern liegt nicht nur im Interesse der Zuwanderer sondern ebenso dringlich im Interesse der Einheimischen. Bettelnde Armselige am Straßenrand bewirken für glückselig Hochvorbeischauende immer eine wesentliche Einschränkung von deren Lebensqualität. Sie signalisieren eine Bedrohung, die Armen könnten sich bald mit Gewalt von dem der Reichen nehmen, es könnte auch Reichen demnächst ärmer gehen, und es schafft bei Reichen ein schlechtes Gewissen wegen einer gefühlten sie begünstigenden Ungerechtigkeit.
Der „Merkel-Plan“
Die politischen Maßnahmen in Deutschland
Durch eine ab sofort betriebene progressive Geldmengenpolitik(nachfrageorientierte Geldmengenpolitik) verschafft sich Deutschland umgehend eine äußerst dynamische Absatzkonjunktur. Diese steigert das sinnvoll mögliche Produktionsvolumen und sichert so hinreichend viel attraktive Erwerbsarbeitsplätze für alle Einheimischen und schafft ausreichend viel neue für Zuwanderer, die und so lange sie in Deutschland leben müssen oder – am Ende – auch leben möchten. - Die dynamische Konjunktur erhöht zudem automatisch in einem so großen Maße das Steueraufkommen in Deutschland und entlastet die Sozialkassen entsprechend, daß Deutschland die Belastungen durch den Zuwandererstrom von gestern und eventuell noch morgen – ohne Beeinträchtigung der Elementarinteressen seiner Bevölkerung – so lange tragen kann, wie dies geboten ist.
Die politischen Maßnahmen für die Herkunftsländer
1) Es wird, der Wirklichkeit entsprechend, davon ausgegangen, daß die Naturgegebenheiten in den Herkunftsländern der Zuwanderer – mit Ausnahmen – so gut sind, daß dort im Prinzip für weitgehend alle Menschen so zufriedenstellende materielle Lebensverhältnisse geschaffen werden können, daß kaum mehr Menschen aus ihrer Heimat auswandern sondern ausgewanderte wieder dorthin zurückkehren möchten. Und daß die Menschen aus diesen Gebieten alle – von Behinderten abgesehen - körperlich, geistig und mental so gut ausgerüstet sind, daß sie ihre entsprechenden Chancen auch wahrnehmen können.
2) Weiter wird davon ausgegangen, daß die von den herrschenden Persönlichkeiten dieser Länder – formal – zu verantwortende Politik so schlechte materielle Lebensbedingungen bewirkt, daß sich die Menschen verständlicherweise schon derer wegen in gewaltiger Zahl zur Auswanderung genötigt fühlen. Und zudem die Lebensbedingungen, zusätzlich im Bereich Sicherheit und Freiheit, dadurch und dann extrem verschlechtert werden, daß breite Teile des Volkes ihre Regierungen wegen dieser beklagenswerten Lebensbedingungen bekämpfen, so daß sich die Regierungen, die überwiegend nicht wirklich schuld sondern nur nicht hinreichend kompetent sind, mit bürgerkriegerischer Gewalt gegen Rebellierende wehren.
Eine tragische Situation, die zudem durch die in diesen Ländern verbreitete Korruption noch zusätzlich belastet wird. Eine Korruption, die allerdings wiederum nicht die Kernursache des Problems „Schlechte Wirtschafts- und Soziallage, Gefährdung von Sicherheit und Freiheit“, ist sondern deren mehr oder weniger automatische Folge.
3) Die deutsche Regierung vereinbart deshalb mit den derzeit regierenden Kräften der Abwanderungsländer – in Abstimmung mit den ausgewanderten und im Land noch verbliebenen Bürgern, den relevanten oppositionellen Kräften sowie den USA, Frankreich und England - folgendes Programm, das die Lebensbedingungen der Menschen und deren Perspektiven für die Zukunft dort schlagartig zufriedenstellend verbessern und so das Zuwandererproblem weitgehend lösen wird.
a) Sofort wird in einem jeweils ausgewählten Land amtlich bekannt gemacht, proklamiert, zum frühstmöglichen Termin werde ein neues nationales öffentliches Zahlungsmittel (für Syrien z.B. psychologisch/taktisch eine SM = Syrien Mark) eingeführt und ab betreffendem Tag das alte Geld 1:1 gegen das neue eingetauscht. Alle Konten werden entsprechend umgeschrieben.
b) Zusätzlich zum ertauschten Neugeld erhält jeder Staatsbürger ca. 2000 Einheiten Neugeld in bar ausgezahlt. Der endgültige Betrag wird am Einführungstag bekanntgegeben.
c) Jeder Geldbesitzer kann mit dem neuen Geld sofort einkaufen und andere – auch überkommene - Zahlungsverpflichtungen erfüllen.
d) Es wird vorgesehen, in der nachfolgenden Zeit ggf. entweder weitere Barauszahlungen direkt an die Bürger oder entsprechende Geldzuführungen indirekt über die Staatsfinanzkasse und Steuerabschläge zu leiten.
e) Die im Zuge der Geldumstellung sukzessiv erfolgenden bzw. vorgesehenen Geldmengenvergrößerungen werden den jeweiligen Binnenabsatz von Gütern schon sehr bald beträchtlich steigen lassen und damit die sinnvolle Güterproduktion. Somit verbessert sich die Arbeits- und Einkommenssituation der Bürger und schließlich steigen auch die Steuereinahmen des Staates – zu Gunsten der Verbesserung der Infrastruktur und der möglichen staatlichen Sozialleistungen.
f) Um trotz der progressiven Geldmengenpolitik Wertverluste von Geldguthaben auszuschließen, wird für Geldguthaben ein leicht praktizierbares sog. Kreditwert-Sicherungssystem eingeführt.
g) Ab dem Stichtag wird in dem betreffenden Land eine – nur unter Gesundheits-, Öko- und Kriminalitätsgesichtspunkten kontrollierte - Freie Marktwirtschaft eingeführt. - Während einer Übergangszeit unterstützt Deutschland sein Patenland gezielt mit nicht zurückzuerstattenden Geldzahlungen für die Gebiete Gesundheit und Soziales.
Das Zuwandererproblem ist kein „Problem“
sondern eine politische Aufgabe !
*) „Zuwanderer“ sind alle, „Flüchtlinge“ nicht alle.
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Ist eine Zinssenkung durch die EZB o.k. ?
- Ja weil: Mit niedrigen Zinsen möchte die Europäische Zentralbank Geschäftsbanken und andere Wirtschaftsunternehmen locken, bei ihr möglichst viel Geld zu leihen. Sie will so die im Markt umlaufende Geld-/Kaufkraftmenge vergrößern, die Konjunktur, Absatz und Arbeitsmarkt beleben. Was dringend nötig ist, denn Euro-Land krankt verbreitet an Absatzschwierigkeiten und demzufolge an vielen Millionen Erwerbslosen. In Euro-Land herrscht nämlich seit langem eine ausgeprägte Deflation. - Nein weil: Wenn die EZB das von ihr „selbst gemachte“ Geld zu fast Null Zinsen verleiht, verleihen es die Kreditnehmer zu höheren Zinsen weiter. Die EZB schanzt den Geschäftsbanken u.a. also lukrative Geschäfte zu. Das ist ungerecht, beziehungsweise im Prinzip unkorrekt.
- Nein weil: Wenn die EZB das von ihr "selbstgemachte" Geld zu fast Null Zinsen verleiht, verleihen es die Kreditnehmer zu höheren Zinsen weiter. Die EZB schanzt den
Geschäftsbanken u.a. also lukrative Geschäfte zu. Das ist ungerecht, beziehungsweise im Prinzip unkorrekt.
- Nein weil: Die gute Absicht der EZB verpufft weitgehend. Die gelockten Geschäftsbanken u.a. leihen in der Praxis viel weniger Geld, als der Markt dringend mehr Geld, d.h. Kaufkraft benötigt. Weil wiederum deren Kunden viel weniger Kredite abnehmen, als ihnen angeboten werden. Sind doch denkbare Investoren derzeit an kreditfinanzierten Investitionen nur mäßig interessiert, da sie unter Absatzschwierigkeiten leiden, wegen Kaufkraftmangels am Markt.
- Nein weil: Weil das vom Wirtschaftskreislauf dringend benötigte zusätzliche Geld, die Kaufkraft also, nur verliehen und nicht auf Dauer in Umlauf gebracht wird. Obwohl die EZB das „verliehene“ Geld in der Summe niemals zurückholen darf und niemals zurückholen wird, da in einem solchen Fall die erzwungene Kaufkraftminderung einen katastrophalen Konjunktureinbruch verursachen würde. Vernünftig wäre es dagegen, das neu ausgegebene Geld nicht an Geschäftsbanken o.ä. zu verleihen, sondern es direkt den Warenkäufern am Markt, als zusätzliche Kaufkraft zuzuleiten. EZB-Geld vom Finanzministerium per Steuernachlass an Käufer am Markt. So würde die Konjunktur hinreichend belebt.
- Nein weil: Die Dumping-Zinsen der EZB drücken die Sparzinsen der Bürger, die diese Bürger in ihre Altersversorgungsplanung einkalkuliert haben - Schlimmer noch: Sie gefährden Versicherungsunternehmen, die sich den Versicherungsnehmern gegenüber zu höheren Zinszahlungen verpflichtet haben, als sie jetzt selbst aus ihren Einlagen gewinnen können. Das kann bei den Versicherungen katastrophale Liquiditätsprobleme verursachen. Und: Die derzeit niedrigen Sparzinsen bewirken, daß Sparer ihr Geld gegebenenfalls überhaupt oder für längere Zeit nicht bei einer Bank sondern bei sich zu Hause sparen. Das verringert die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und damit die Menge wirksamer Kaufkraft, was konjunkturschädlich ist.
Wenn eine angesehene deutsche Zeitung titelt: „Geld war noch nie so billig“, irrt sie.
Die EZB-Zinspolitik beeinflusst nicht den Wert von Geld sondern den von Kapital, von Krediten.
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Weidmanns Angst
1)Zunächst: „Daß sich eine flexiblere Handhabung der Fiskalregeln nachteilig auf das Wachstum auswirken könnte, wie … Weidmann befürchtet, läßt sich … nicht bestätigen“, korrigieren Sie - nur vorsichtig, obwohl die entsprechende Angst des Bundesbankers absolut abwegig ist. Weidmanns Angst. – Richtig ist: Solange der Staat Investitionen mit Krediten finanziert, die der Kapitalmarkt „bei sich selbst“ eingesammelt hat, mögen diese Investitionen wachstumsmäßig nur gering relevant sein, da durch dieses „Anleihen“ etc. die umlaufende, also kaufaktive Geldmenge lediglich um die Summe vergrößert wird, die sonst gegebenenfalls auf Girokonten und unter „Matratzen“ faulenzen würde; dagegen wird von der zentralen Notenbank zusätzlich emittiertes Geld – normalerweise - immer den Absatz, den Umsatz im Markt steigern und damit Wachstum erzeugen. - Wachstum ist ja abhängig von der Vergrößerung der Geldmenge.
2) „Wie kann man die … Investitionsbereitschaft im Euro-Raum … beleben ?“, fragen Sie - und antworten selbst, es läge nahe, daß der Staat in größerem Maß als Investor aktiv wird. Was für Sie heißt: Mittels Krediten, erworben durch den Verkauf von Staatsanleihen („... einmalige Chance … niedriges Zinsniveau ...“). – Dazu:
a) Wenn der Staat – direkt oder indirekt – bei der Zentralbank leiht, zahlt er dieser Zinsen, die er über den Zentralbankgewinn wieder zurück bekommt. - Albern, nicht wahr ?
b) Über den Handel mit Staatsanleihen – verkauft an die Zentralbank – fließt heutzutage dringend benötigtes sogenanntes „frisches Geld“ in den Markt, das danach niemals mehr eingezogen werden darf, will man die Konjunktur nicht wieder drosseln. – Daß die Zentralbank diese „Kredite“ als „Staatsschulden“ bucht, ist deshalb ebenso albern, da ja die Zentralbank bei niemandem ebenso „Schuldner“ ist – sie muß ihrerseits Geld niemals leihen, sie kann es unbegrenzt selbst „drucken“.
c) Wenn der Staat Geld leiht, ist nicht auszuschließen, daß er mit seinem Schuldengeld unsinnige oder gefährliche Projekte finanziert (Prestigeobjekte, „Blasen“ oder Kampfdrohnen vielleicht).
d) Wenn die Zentralbank „Kredit“-Vergaben durch Geschäftsbanken „vermitteln“ läßt, auf daß diese innerhalb der Zinsspanne „verdienen“, darf man da von „Vergünstigung im Amt“ sprechen ?
e) Positiv wirkungsvoller ist es, wenn Zentralbanken zusätzliche Emittierungen nicht dem Staat und nicht Geschäftsbanken sondern direkt den Endverbrauchern (zu diesen gehören hier selbstverständlich im Prinzip auch Wirtschaftsunternehmen) zuführen. Das ist abwicklungstechnisch leicht und auf gerechte Art und Weise zu machen und steigert das Sicherheitsgefühl, das Vertrauen und den Optimismus auf der Verbraucherseite. Das neue Geld zirkuliert anschließend im gesamten Markt und kann dann gegebenenfalls auch von „zu flüssigen“ oder sparsamen “Verbrauchern“ als Kredit investiert werden.
3) Sie schreiben: „Die Ursache für die … niedrigen Zinsen besteht … darin, daß … eine riesige … Geldersparnis auf eine sehr schwache Investitionsnachfrage stößt …. die Investitionsneigung so schwach … (ist). … Die Zinsen werden erst dann auf ein für die Anleger erträgliches Niveau steigen, wenn man ausreichend Kreditnehmer findet, die … in der Lage sind, diese zu bezahlen.“
Dieser eindeutigen Diagnose sollte man unbedingt die Erklärung nachschicken, daß die von Ihnen erkannte „… Verunsicherung der Investoren …“ eindeutig darauf zurückzuführen ist, daß auf der Käuferseite – nicht auf der Angebots-, Investoren- oder Bankenseite - derzeit viel zu wenig, weil von der Zentralbank nicht in der notwendigen Menge zur Verfügung gestellte Kaufkraft, kaufaktives Geld, vorhanden ist, um die Gütermenge – als Summe – kaufen zu können, die Investoren mit per Investitionen geschaffenen Produktionseinrichtungen herzustellen in der Lage wären. – Es muß also – nachfrageorientiert – viel mehr Geld in Umlauf gesetzt werden – und zwar als Daueremittierung und selbstverständlich zinsfrei.
4) Apropos niedrige Zinsen: Diese haben – a) - auf jeden Fall grundsätzlich eine konjunkturmäßig negative Folge und sie sollten – b) - Versicherungsnehmer wachrütteln, darauf zu achten, daß ihre „… private Altersvorsorge … (nicht) … vor die Hunde …“ geht, wie Sie warnen.
a) Liegen die Zinserträge von Sparern – aufgrund der Zins-Politik der Notenbank - nur nahe Null, entfällt das Interesse der Sparer weitgehend, ihr Geld zur Bank zu bringen; sie horten es der Umstände halber „zu Hause“ und entziehen es so – konjunkturschädlich – dem Geldkreislauf.
b) Aufgrund der derzeit niedrigen Kreditzinsen müssen sich die Kapital-Altersversicherungen inzwischen sehr mühen, wollen sie ihren Versicherungsnehmern die Versicherungssumme zahlen, zu deren Zahlung sie sich verpflichtet beziehungsweise deren Ausschüttung sie versprochen haben. Entweder sind die Einnahmen aus den Re-Investitionen der Kundengelder zu niedrig oder die Versicherungsunternehmen müssen, um höhere Zinsen zu erzielen, Risikokredite gewähren, dann kann es passieren, daß irgendwann die Kundengelder verloren sind.
Potentielle Versicherungskunden könnten also in Zukunft zögern, über Versicherungen für ihr Alter zu „sparen“ und ihr Geld – dann zu nicht schlechteren Konditionen – selbst aufbewahren. Wenn sie nicht sowieso zu der Auffassung kommen, daß es für sie zweckmäßiger bis vernünftiger, weil sicherer kalkulierbar ist, statt bei einer Kapitalversicherung bei einer Versicherung auf Gegenseitigkeit – wie der Staatlichen Rentenversicherung – für ihr Alter vorzusorgen.
5) Da Sie in Ihrem Essay mehrmals von „Inflationsrate“ sprechen, sei es erlaubt, anzumerken, daß es bei einer Diagnose „Inflation“ grundsätzlich darauf ankommt, mit welchem Thermometer man mißt. U.E. sollte man besser konstatieren, daß es nach 1948 jedenfalls in Deutschland kaum eine wirkliche Tendenz zu einer Inflation gegeben hat; es sei denn, man nimmt Maßstäbe her, mit denen man dann spezielle, nur eine persönlich gefühlte „Inflation“ ermittelt.
„Inflation“ sollte – „vernünftigerweise“ – nur „festgestellt“ werden, wenn auf dem Gesamtmarkt der Gesamtpreis (!) eines gesamten (!) Handelsvolumens, Güter auf allen (!) Handelsstufen, gestiegen ist. - Reagiert man dagegen nur auf Preissteigerungen bei wenigen oder auch mehreren einzelnen Güterarten – was schwer genug korrekt zu machen ist, da ja immer eine gegebenenfalls steigende Qualität von Gütern berücksichtigt werden muß - , neigt man dazu, auf eine eingebildete Inflation mit einer restriktiven Geldmengenpolitik zu reagieren und damit eine Deflation zu fördern, die dann besonders die Warenanbieter trifft, deren Preise explizit nicht gestiegen sind.
6) Man kann Ihnen, sehr geehrter Herr Bofinger, nur dankbar sein, wenn Sie das konfuse Gegeneinander zweier „Thesen“, „Sparen ist eine Tugend“ und Schuldenmachen sei ein moralisch verwerfliches Laster, als schizophrenes Gegeneinander bezeichnen. Da man doch Geld nicht sozialverträglich sparen kann, ohne daß es jemand verwahrt. Hebt man es denn hortend bei sich selbst auf – „Matratzen-Bank“ – fügt man der allgemeinen Volkswirtschaft ggf. großen Schaden zu.
Hier sollte man allerdings noch zusätzlich drauf hinweisen, daß der Geldsparer im Prinzip – und dann sogar entscheidend – auf den sogenannten Schuldner geradezu lebenswichtig angewiesen ist, weil dieser die Produkte herstellen muß, die der Gläubiger kaufen möchte oder muß, dann wenn er seinen Kredit zurückholt. Das Geld kann er ja nicht essen. Das notwenige Produkt muß zum gegebenen Zeitpunkt der Schuldner produzieren, um mit dem dabei erzielten Lohn o.ä. seine Schulden bedienen zu können.
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Null Komma Null Fünf Prozent Zinsen ! ?
Fragen und Antworten zum Thema EZB-Geldmenge
1)Frage: Droht der Eurozone wirtschaftliche Stagnation ?
Antwort: Die Politik kann eine Stagnation, Rezession oder Depression machen oder nicht machen, zulassen oder verhindern. Je nachdem, wie kompetent sie ist und wie sie es will.
2) F.: Tut die Europäische Zentralbank (EZB) etwas, um eine Stagnation zu verhindern ?
A.: Sie hat vielleicht die diesbezügliche Absicht, aber was sie jetzt aktuell tatsächlich tut, verhindert oder beendet die Stagnation gewiß nicht.
3) F.: Warum wurde der Leitzins gesenkt ?
A.: Um die Geschäftsbanken dazu zu verlocken, bei der EZB Kredite aufzunehmen. Von der EZB gelieferte Kredite sind neu geschöpfte zusätzliche Kaufkraft, die auf dem Markt Nachfrage nach und so Absatz von Gütern vergrößern, Konjunktur und Arbeitsmarkt beleben soll.
Allerdings: Der Markt benötigt derzeit nur relativ wenig Kredite, da sich Neuinvestitionen mangels hinreichender Absatzmöglichkeit kaum lohnen. Und die Geschäftsbanken haben zudem Angst, Kredite auf dem Markt weiterzugeben, weil sie fürchten, diese nicht mehr zurückzubekommen, obwohl sie ja ihre Schulden bei der EZB bedienen müssen. Wenn die Wirtschaft bisher lächerliche 0,15 % Zinsen nicht erwirtschaften konnte, fehlen ihr wohl zukünftig auch die notwendigen Erträge, um 0,05 % bezahlen zu können.
4) F.: Was bedeutet das für die Sparer ?
A.: Wenn die EZB den Geschäftsbanken Kredite zum Nulltarif anbietet, möchten die ihren Sparerkunden am liebsten auch nur einen „Null-Preis“ für deren Kredite, deren Spareinlagen zahlen. Manche Geschäftsbanken zahlen ihren Sparern deshalb heute nur noch „Trostzinsen“, weil sie diese ihre Kunden nicht für immer verprellen, verlieren möchten. Das hat sodann folgende Folgen:
- Wenn jemand heute ein Jahr lang monatlich Euro 100,00 zur Bank trägt, erhält er am Ende des Jahres für seinen bis zum Ende dieses Jahres abgelieferten Kredit von 1.200 Euro eine Zinsvergütung von rund 10 Euro, die dann nur einem Bruchteil der Fahrkosten entsprechen, welche dem Bankkunden im Verlaufe des Jahres für seine „Geschäftsreisen zur Bank“ entstanden sind.
- Deshalb wird so ein Bankkunde tendenziell darauf verzichten, sein Geld zur Bank zu tragen, sondern es – kostengünstiger – bei sich zu Hause aufbewahren. Dadurch entzieht er jetzt allerdings dem Markt, blockiert er einen Teil der im Markt aktiven Kaufkraft und neutralisiert damit die Bemühungen der EZB, durch Kredite an die Geschäftsbanken eben diese Kaufkraft insgesamt konjunkturstabilisierend oder konjunkturvergrößernd zu vermehren.
- Wenn eine Versicherung mit ihren Prämieneinnahmen keine Gewinne mehr erwirtschaften kann sondern solche Einnahmen gar in außerordentlich großem Maße durch ihre Reinvestitionen verliert, ist es für einen für Notfälle vorsorgenden Sparer wirtschaftlicher, sein Notgeld selbst zu verwahren und auf die Versicherungswirtschaft zu verzichten. Eine solche Reform in Richtung auf Selbstversicherung hat aber für die Versicherungswirtschaft mögliche katastrophale Folgen: Da diese Verssicherungswirtschaft in letzter Zeit viel letztlich Kundengeld verloren hat, sind ihre Guthaben bei Schuldnern insgesamt eventuell niedriger als ihre Verpflichtungen gegenüber ihren Sparer-Kunden. Im Prinzip decken Versicherungen gemeldete Verpflichtungen nicht mehr voll mit den Prämien von gestern, sondern sind entsprechend auf Prämien von morgen angewiesen. Wenn diese dann nicht mehr in notwendigem Maße fließen, weil … siehe vor …, dann … . Aber bleiben wir Optimisten.
- Sparern – weil (fast) ohne Sparzinsen - Anlagen in Aktien oder entsprechenden Fonds anzuempfehlen, also Anlagen bei Unternehmen, die gegebenenfalls selbst „schwach auf der Brust“ sind, da ihnen ja offenbar oft mit EZB-Krediten zum Sale-Null-Preis „unter die Arme gegriffen“ werden muß, an solche Unternehmen Spargelder zu verleihen - eine derartige Empfehlung zu geben … nun ja … .
5) F.: Was passiert mit Dispozinsen ?
A.: Die werden trotzt der EZB-Null-Zinsen nicht wesentlich sinken. Aktuell nicht und in der überschaubaren Zukunft nicht. Und Überziehungskredite mit fast 15 Prozent Zinsbelastung sind besonders heute keine Frechheit sondern eine Notmaßnahme der Institute. Einmal haben die Geschäftsbanken in der letzten Zeit viel Geld verloren – im Prinzip ohne ihre Schuld sondern wegen der von ihnen nicht beeinflußbaren Währungspolitik der Zentralen Notenbanken – und zweitens verdienen – viele von ihnen jedenfalls – heute so wenig, daß sie bei Leihnehmern von „Überziehungskrediten“ einfach nicht die „Sozialhilfe“ geben können.
6) F.: Werden Baukredite günstiger ?
A.: Sie sind derzeit bereits unverhältnismäßig günstig. – Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang allerdings, daß die Baukredite offenbar für jedenfalls lange Zeit so günstig - vulgo: niedrig – bleiben sollen. Wenn Banken haute für 10 Jahre Zukunft 2 Prozent und für 25 Jahre nur etwas mehr als 2 Prozent Zinsen garantieren, bedeutet das, daß sie für den entsprechenden Zukunftszeitraum keine wesentliche allgemeine Erhöhung des Zinsniveaus erwarten. Würden die Banken eine allgemeine Zinserhöhung in Betracht ziehen, zögen sie automatisch auch einen zu erwartenden Verlust in Betracht, für dann, wenn sie höhere Zinsen selbst zahlen müssen, aber aufgrund von Vereinbarungen von früher nur niedrigere bekommen. Sie rechnen heute aber mit weiter niedrigen Zinsen, bei weiter lähmender Konjunktur, weiter mit Baisse.
Schon daß Baukredite heute so „günstig“ zu haben sind, ist ein ungutes Zeichen: Sie sind so billig, nicht weil die Banken niedrig zu verzinsende Zentralbankkredite günstig an Bauherrn weitergeben. Das tun sie ja nicht großzügig freiwillig, sondern gezwungenermaßen; sonst würden sie ja auch die Überziehungskredite zinsmäßig herabstufen. Sie tun es, weil relativ wenig Baugeld nachgefragt wird, in geringerem Maße als den Banken gespartes Geld übergeben wird. Weil – ohne Vertrauen in eine stabile Wirtschaftszukunft – heute mehr Menschen ängstlich sparen als mutig zu investieren. Wer weiß schon heute, ob er sein Eigenheim morgen halten kann ? Und: Angebot und Nachfrage bestimmen auch den Zins.
7) F.:Die EZB möchte ab Oktober Wertpapiere kaufen. Was bringt der Wertpapierkauf ?
A.: Diese Frage spricht die leidige Tatsache an, daß unsere Zentralbanken derzeit noch eine für die allgemeine Volkswirtschaft schädliche Vorstellung von ihren Aufgaben haben:
Primäre Aufgabe sollte jedenfalls für sie sein, dem Markt so viel Geld zur Verfügung zu stellen – dem Markt ! -, daß alle Güter, die produktions- und ressourcenmäßig hergestellt werden können und bedarfs- und umweltentsprechend sind, gegen Geld abgesetzt werden können. Wenn man will, mag auch noch die Sicherung des Geldwertes Aufgabe sein. Andererseits darf die Zentralbank nicht im Mindesten die Amme der Geschäftsbanken geben. Wenn die nur das Geld – risikofreifrei, was möglich ist, sehen wir von tatsächlich Höherer Gewalt hier ab – weiterverleihen, welches sie selbst von Kunden, Sparern geliehen bekommen haben, benötigen die Geschäftsbank kein Zentralbankgeld. Ein entsprechendes Vorgehen der Geschäftsbanken muß die Politik verpflichtend vorschreiben. Gelingt es der Politik in Ausnahmefällen einmal nicht, gegengesetzliches Handeln der Banken zu verhindern – die Politik darf die Banken selbst verständlich nicht geradezu zur Risikobereitschaft animieren -, müßte notfalls der Träger des Staates, der Steuerzahler Bürger entschädigen, die durch zahlungsunfähige Banken sonst geschädigt würden.
In Konsequenz des Vorgesagten darf die Zentralbank niemals einer Geschäftsbank Schulden abnehmen; bei den in der Frage angesprochenen „Wertpapieren“ handelt es sich ja meist wohl auch um Unwertpapiere, die den Geschäftsbanken nie mehr gegen Geld abgekauft werden dürften – und der EZB folglich auch nicht. Es sei hier darauf aufmerksam gemacht, daß es einer Täuschung nahe kommt, wenn im Bankwesen immer erklärt wird, man „kaufe“ Schuldscheine etc.. – Man kauft da nicht wirklich, man verschenkt Geld und hat vielleicht einmal die Chance, Schulden einzutreiben.
Inwieweit Zentralbank-Geld, den Geschäftsbanken also „geschenkt“, - was nicht sein sollte – die Konjunktur im Markt ankurbeln kann, ist davon abhängig, in wie weit der Markt bei den Geschäftsbanken überhaupt Kredite nachzufragen interessiert ist, was von der Güterabsatzlage auf dem Markt abhängig ist. Heute geht da nur sehr wenig. Immer effizient ist es dagegen, wenn „frisches“ Zentralbankgeld den konsumierenden Endverbrauchern und den Investoren – auf dem Weg über die Steuer- und Rentenkassen des Staates – zugeleitet werden. Die haben dann keine Hemmungen zu kaufen wie Schuldner, die kaufen dann mit tatsächlich ihrem Geld.
8) F.: Hat die EZB noch mehr Möglichkeiten ?
A.: Nein ! – So wie die EZB nicht Amme der Geschäftsbanken sein darf, darf sie auch nicht die Milchkuh von Staaten sein. Die EZB darf niemals Staatsanleihen kaufen. Der Staat muß sich ausschließlich aus Steuern finanzieren und darüber hinaus - so beide Seiten es mögen – aus Krediten, die ihm seine Bürger gewissermaßen als Vorschuß auf zukünftige staatliche Leistungen zur Verfügung stellen. Bürger, die auf diese Weise „für später“ – Konsum oder Investition – sparen wollen.
9) F.: Was sollte die EZB als erstes Wichtiges tun ?.
A.: Den „Woltmann-Zeitler-Brief“ fortlaufend lesen.
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Draghis Geldpolitik ist richtig !
Die von EZB-Draghi eingeleitete wesentliche Erhöhung der umlaufenden Euro-Geldmenge dient den elementaren Interessen von 95 Prozent der Bürger. Sie ist für diese 95 Prozent absolut notwendig, d.h. für alle in der Güterproduktion aktiven Unternehmer, Arbeiter und Angestellten.
Mit dem Mehr an Geld können in Euro-Europa künftig wesentlich mehr Sachgüter und Dienstleistungen gekauft werden. Und dieses Mehr an Gütern kann so auch abgesetzt werden. Entsprechend dem Mehr an Absatz wird dann insgesamt mehr produziert werden. Und um mehr produzieren zu können, werden insgesamt mehr Arbeitskräfte eingesetzt, wird die derzeit in Euro-Europa herrschende gewaltige – offizielle und latente - Massenerwerbslosigkeit abgebaut werden.
Erwähnten Unternehmern, Arbeitern und Angestellten wird es wirtschaftlich und sozial besser gehen. Bedeutend weniger Unternehmen werden in ihrer Existenz gefährdet sein. Der Staat wird viel mehr Steuern einnehmen und seine Leistungen für die Bürger bedeutsam erweitern können.
Die Angst der Menschen vor Armut heute, morgen und im Alter wird so weitgehend überwunden, bisher fehlendes Geld für mehr Bildung und Kultur erwirtschaftet werden. Sogar die Angst der Menschen vor den Kosten der Zuwanderung von Flüchtlingen wird sinken.
Eine Inflation wird die Geldmengenvergrößerung auf keinen Fall zur Folge haben. In Euro-Europa herrscht seit Langem eine gefährliche Deflation, die sich auszuweiten droht wie die Brüningsche 1929/33. Dagegen wird zukünftig jeder wachsenden Geldmenge immer eine entsprechend wachsende Gütermenge gegenüberstehen. Der Geldwert wird so niemals beeinträchtigt.
Ein wirkliches Schuldenproblem erwächst aus der Geldmengenvergrößerung niemals tatsächlich. Alles neue Geld, das die Notenbank ausgibt, gibt sie für alle Zukunft aus, muß und darf nie zurückgegeben werden und stellt deshalb in Wirklichkeit keine Schuldenlast dar. Dieses notwendige Neugeld muß vernünftigerweise auch nicht verzinst, sein Transfer von niemandem verbürgt werden. Auf die „Bürger Steuerzahler“ kommen in keiner Weise zwangsläufig Verpflichtungen zu.
Einen grotesken Systemfehler begeht Draghi allerdings, indem er das Neugeld - erstens - als Schulden behandelt und es - zweitens - über die Geschäftsbanken der Angebotsseite des Marktes zur Förderung von mehr Investitionen zuführt. Wo doch die Geschäftsbanken bereits seit Langem in zu viel Verleihkapital schwimmen, so daß die Zentralbank sie schon daran hindern muß, Geld zu „parken“ und so nutzlos zu horten. Und wo doch die Unternehmen nicht leihen und investieren mögen, weil die Nachfrageseite, der das Neugeld eigentlich zur Verfügung gestellt werden muß, mangels dieses Mehrgeldes den investierenden Unternehmen nicht genügend Güter abkaufen kann. Alles Neugeld muß und kann problemlos der Käuferseite zugeleitet werden.
Draghis Geldpolitik ist im Prinzip richtig. Des deutschen EZB-Ratsmitglieds Weidmann Deflations-Konzept schadet dagegen 95 Prozent der Menschen in Europa. Es kann allenfalls Nutzen bringen für die 5-Prozent-Minderheit, die an einer Wertsteigerung ihres Geldkapitals – dann durchaus legitimerweise – interessiert ist.